Wilhelm Keferstein und Ernst Heinrich Ehlers an Ernst Haeckel, Göttingen, 25. April 1861
Liebster Häckel
im aller vergnügtesten Andenken an Messina senden wir Ihnen unsere dort und in Neapel gesammelten „Zoologischen Beiträge“, und bitten sie als ein Zeichen unserer Freundschaft anzusehen.
Seit Langem haben wir nur indirect von Ihnen gehört, aus Ihren gütigen Zusendungen aber zu großer Freude gesehen, daß Sie mit Ihrer prächtigen Radiolarien-Arbeit fertig sind. Hoffentlich können wir die Kupfertafeln bald mit eigenen Augen bewundern. || Vorgestern war zu allgemeiner Freude du Bois Reymond hier: durch ihn erfuhren wir, daß Sie jetzt endlich in Jena sind (– und nicht bei der Akademie der Künste?) Dieser Brief begrüßt Sie also zugleich aufs Freundschaftlichste in Ihrem neuen Wirkungskreise! Wann holen Sie denn Ihre liebe Braut nach? Keferstein’s Verlobungskarte haben Sie doch erhalten, sie war nach Berlin addressirt. Keferstein ist seit diesem Monat hier Extraordinarius für Zoologie und Vergleichende Anatomie und demnach sehr zufrieden.
Neulich hörten wir Ihre Habilitationsschrift sei über Rhizopoden – und nicht über Phronima, nicht über Sapphiri-||na.
Ehlers macht in diesen Wochen seinen Doktor und denkt dann noch etwas zu Siebold nach München [zu gehen].
Sie müßten uns durchaus einmal schreiben liebster Häckel, damit wir doch mit Ihnen fortleben können.
In aufrichtiger Freundschaft
Ihre
W. Keferstein und E. Ehlers.
Göttingen 1861
April 25
Dürfen wir um viele Empfehlungen an Gegenbaur bitten? wir hätten ihm gern auch ein Exemplar unseres Buches geschickt wenn die Zahl der Freiexemplare es nur erlaubte.