Woldemar Alexander Krannhals an Ernst Haeckel, Lübeck, 14. Februar 1919

DR. PHIL. W. A. KRANNHALS

Lübeck, 14. Febr. 19.

Hochverehrter Herr Professor!

Unter denen, die Ihnen heute an Ihrem Geburtstage in grosser Verehrung gedenken möchte ich nicht fehlen. Die Wünsche, die ich mit allen Ihnen darzubringen vermag, richten sich allein darauf, dass die Schwere der Zeit Ihnen Ihren Lebensabend nicht verbittert. In solcher Zeit wo sich mit elementarer Gewalt das Unterste zu oberst kehrt steigen neben dem Golddrachen und den Lichtgestalten, auch täglich Würmer und Skorpione aus der Tiefe, in der wir sie längst schlafen || wähnten. Sie haben uns gelehrt alles Geschehen in natürlichem Geiste zu sehen und manchmal in diesen Tagen, Monden und Wochen, waren Ihre Gedanken helfend und aufrichtend, aber auch mahnend zum Guten, Wahren und Schönen unter uns.

Wenn das neue Werden und Gebären in dem sie stehen, solchem Gipfel zusteigt, werden auch Sie sich ein Verdienst Ihrem Leben buchen dürfen.

Dankbarst grüsse ich Sie || mit dem Wunsch, dass wir an Ihrem nächsten Geburtstage bereits freier in die Helle schauen können

In ergebener Verehrung

Ihr

Dr. W. A. Krannhals.

Brief Metadaten

ID
29386
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
14.02.1919
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
17,5 x 22, 8 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 29386
Zitiervorlage
Krannhals, Woldemar Alexander an Haeckel, Ernst; Lübeck; 14.02.1919; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_29386