Harald Krabbe an Ernst Haeckel, Kopenhagen, 15. April 1881

Monradsvej 19

Kopenhagen 15. Apr. 1881.

Lieber Haeckel!

Es freute mich sehr, diesen Sommer Deinen Bruder zu sehen, und durch ihn von Dir zu hören. Du wirst vielleicht von ihm gehört haben, dass meine Stellung sich dadurch verbessert hat, dass ich seit dem 1. September Lehrer der Anatomie und Physiologie bei der Thierarzneischule geworden bin, nachdem Bendz, der jetzt 75 Jahre alt ist, seinen Abschied genommen hat; vor einem Jahre wurde er nach einer misslungenen Kataraktoperation vollständig blind. Der anatomische Professor bei der Universität, Schmidt, starb im December an einer Herzkrankheit, nur 55 Jahre alt; ich wurde gefragt, ob ich seinen Platz übernehmen wollte, schlug es aber ab, theils weil ich eben die Anatomie der Hausthiere übernommen hatte, die mich mehr interessirt als die menschliche Anatomie, womit ich mich seit lange nicht beschäftigt habe, theils auch weil meine Einnahmen bedeutend geringer werden würden, indem ich jetzt zugleich Lehrer bei der militairen Reitschule und bei der Kunstakademie bin, theils auch Censor beim medicinischen Examen, und nebenbei noch mehrere Beschäftigungen habea (literaire), die ich alle dann aufgeben müsste. Vorläufig ist meine Zeit hauptsächlich durch die Ausarbeitung meiner Vorlesungen aufgenommen. Ich || wohne nun in meinem eigenen Hause, sehr angenehm, und im Garten, der mir viel Freude macht, laufen meine drei Jungen (der älteste ist 9 Jahre) munter herum. Nächsten Sommer (1882) hoffe ich Unterstützung zu einer Reise zu erhalten, um fremde Veterinärschulen zu besuchen, und würde dann, wenn ich Dich treffen würde, natürlich auch nach Jena kommen. Im vergangenen Sommer war ich zwei Mal in Stockholm, im Juli bei der Naturforscherversammlung, wo ich die Ehre hatte, Vorsitzender in der zoologischen Section zu sein, und im September bei der Einweihung der neuen Veterinärschule; dasb sind aber auch die längsten Reisen, die ich gemacht habe, seitdem ich 1871 in Island war.

Ich wünsche Dir zum Glück zu Deiner Medusenarbeit, wovon Du so freundlich warst mir diesen Winter die Vorrede zu schicken. Lebe wohl, und wenn Du einmal Zeit hast, so schreibe an

Deinen alten Freund

H. Krabbe.

a eingef.: habe; b irrtüml.: dass

Brief Metadaten

ID
29211
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Dänemark
Entstehungsland zeitgenössisch
Königreich Dänemark
Datierung
15.04.1881
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
13,0 x 20,6 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 29211
Zitiervorlage
Krabbe, Harald an Haeckel, Ernst; Kopenhagen; 15.04.1881; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_29211