Krabbe, Harald

Harald Krabbe an Ernst Haeckel, Frederiksberg, 23. Februar 1865

Frederiksberg bei Kopenhagen

d. 23. Februar 1865.

Lieber Haeckel!

Für Deinen Brief so wie für die Separatabdrucke sage ich Dir meinen besten Dank! auch freue ich mich sehr auf die mir zugedachten Präparate von Radiolarien. Für mich hat das verlaufene Jahr mehrfache Veränderungen mit sich geführt. Seit dem Tode meines Vaters im Märtz v. J. wohne ich nun hier bei meiner Mutter in einer hübschen ländlichen Gegend in der Nähe der Thierarzneischule. Auch habe ich jetzt beide meine Schwestern und Schwäger in Kopenhagen. Meine Stellung bei der Thierarzneischule ist wesentlich unverändert; ich habe aber nebenbei auf einige Jahre ein Stipendium von der Universität erhalten, 300 Thaler jährlich, ohne andere Verpflichtung, als es nicht zum Reisen zu verwenden, aber mich mit wissenschaftlichen Arbeiten zu beschäftigen. || Meine Arbeit über die dänischen und isländischen Hunde- und Katzenbandwurmer wird hoffentlich im Laufe dieses Jahres erscheinen; die Gesellschaft der Wissenschaften hat sie zur Aufnahme in ihre Schriften angenommen; es dreht sich aber noch um die Kosten wegen der Tafeln. Im letzten halben Jahre habe ich vorzüglich die fadentragenden Vogeltaenien untersucht und etwa 20 meist neue isländische und groenländische Arten naher bestimmt; hier ist die Gelegenheit, solche einzusammeln, leider nur sparsam. Solltest Du im Stande sein, mir etwas Material in dieser Richtung zur Benutzung zu überlassen, oder Andere dazu zu bewegen, würde es mir sehr lieb sein. Ich würde sie später mit Präparaten wieder zurück schicken. – Von Island brachte ich unter Anderm drei kleine Pferde mit; mit den zwei habe ich eine meiner Schwestern und eine Cousine beglückt; das dritte habe ich selbst und mache damit im Sommer Landpartien; sie sind sehr ausdauernd und nicht theuer zu halten; || es werden deshalb auch jährlich viele hergebracht. Solltest Du mal Lust kriegen, uns zu besuchen, würde ich es Dir zur Disposition stellen; wir haben auch Platz genug, Dich zu beherbergen; denke daran!

In alter Freundschaft

Dein

H. Krabbe.

Der Winter ist in diesem Monate sehr strenge gewesen und das Schlittschuhlaufen wird eifrig, auch von Damen, betrieben. Ich laufe fast täglich mit meiner Schwester, der Professorin Molbech, auf den Kanälen im Fredericksberger Schloßgarten.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
23.02.1865
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 29195
ID
29195