Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Leipzig, 28. April 1869
WILH. ENGELMANN
LEIPZIG
Leipzig, 28. April 1869.
Verehrtester Freund!
Ueber Herrn Jenzsch können Sie sich vollständig beruhigen! Derselbe kam mit einem Empfehlungsbriefe von Prof. de Bary zu mir, worauf hin ich keinen Anstand nahm, die zwei Bogen zu drucken. Weder de Bary noch ich lasen das Manuscript; als das Schriftchen aber fertig war, las ich zu meinem Schrecken diesen Unsinn über den Infusorien-Samen etc.; de Bary hatte sich ebenfalls über die sogenannte großartige Entdeckung hinters Licht führen lassen und so mir dieselbe empfohlen. Jenzsch kam nun später zu mir und sollte ich nun auch sein Hauptwerk mit 6–10 Tafeln drucken, was ich ihm definitiv abschlug, da auch Siebold bereits an mich geschrieben und mich vor dem Attentäter gewarnt hatte. Eine Stunde lang hatte Jenzsch mich gequält, bis mir endlich der Geduldsfaden riß und ich ihm erklärte, daß er mich verschonen solle etc. worauf er mich entrüstet verließ und nun wahrscheinlich sehr schlecht auf mich zu sprechen ist. ||
Ich bezweifle auch, daß Jenzsch einen Verleger finden wird, der seinen Blödsinn druckt.
Mit bestem Danke für Ihre Aufmerksamkeit und mit herzlichsten Empfehlungen verbleibe
Hochachtungsvoll
Ihr
ergebenster
Wilh. Engelmann.