Würzburg 23. XII. 88
Mein lieber Häckel!
Sie haben mir durch die Übersendung Ihrer Prachtarbeit über die Siphonophoren der Challenger eine große Freude bereitet, aber, offen gestanden, fast mehr wegen der freundschaftlichen Gesinnung, welche dieselbe veranlaßte, als wegen des großen Werthes der Arbeit selbst. || Sie wissen wohl selbst, daß ich von jeher eine gewisse Schwäche für den kühnen Schwimmer von Nizza und den muthigen wissenschaftlichen Pfadfinder hatte der aus demselben sich entwickelte, und diese Schwäche ist per tot discrimina rerum stets dieselbe geblieben. Um so mehr freut es mich, daß dieselbe auf Gegenseitigkeit beruht und hoffentlich dauernd sein wird.
Nun Ihr schönes Geschenk anlangend, || so nehmen Sie mir folgerdes nicht übel. Ich besitze selbst alle Challengerbände und erhalte sie geschenkt. Ich möchte Sie daher fragen, ob ich Ihnen nicht das gesandte Ex. zurücksenden darf, aber ohne die Dedication, da Sie gewiß nicht viele Freiexemplare haben und einen besseren Gebrauch von meinem Doppelexemplar zu machen wissen werden, als ich. Ich weiß Niemand dem ich ein so kostbares Werk gern gäbe (Semper?) und Sie sind in dieser Beziehung wohl kaum || in Verlegenheit.
Ihr Werk, das ich vorläufig nur durchblättern konnte, ruft längst vergangene schöne Zeiten zurück und freute ich mich gar sehr über die wunderbare Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit der Formen die ich nicht nur als Forscher, sondern auch als Mensch genieße.
Also nochmals meinen herzlichsten Dank und die besten Wünsche für Sie und die Ihrigen
von Ihrem alten ergebenen Freunde
A. Koelliker.