PROF. ERNST KOERNER
BERLIN N.W. 23, DEN 30. März 1909
KLOPSTOCK Str. 55
Euer Excellenz, mein sehr verehrter Freund!
Mit großer Freude habe ich Ihre lieben Zeilen vom 25. d. M. erhalten und daraus ersehen, wie Sir mir treu das alte Wohlwollen bewahren!
Besonders angenehm war mir Ihre Anregung, daß ich Ihnen ein größeres Bild für Ihr Museum stiften darf, und das will ich sogleich thun; denn || ich habe von meinen letzten Arbeiten, die ich auf der vorigen Großen Berliner Kunstaustellung hatte, ein Bild, welches ich ganz in Anregung Ihrer mit Schlingpflanzen überwucherten Urwaldbilder aus Ceylon, gemalt habe:
„Bogainvillia zu Luxor“
Ich denke dies Bild kann das Herz des Botanikers erfreuen!
Als ich 1878 längere Zeit mit meiner Frau in Luxor wohnte, wurde ein Teil des Dumpalmenhaines gefällt, um das damals kleine Hôtel zu erweitern. Ich malte davon eine Studie, welche ich auch später || für ein größeres Bild verwandte.
Als ich jetzt 1905, also nach 27 Jahren wieder dieselben noch verbliebenen Dumpalmen fand, waren sie ganz mit einem köstlichen violetten Blumenflor übergossen, so märchenhaft, daß ich mich in Ihre Tropenbilder versetzt glaubte!
Es soll mir eine Ehre und eine Freude sein, wenn Sie dem Bilde in Ihrem Museum einen Platz geben wollen, und wenn dies jetzt noch nicht angeht, dann in Ihrem Hause! ||
Am liebsten hätte ich Ihnen auch das Gegenstück geschickt, den vom Nil überfluteten Tempelhof zu Phÿlae, das ist aber auf der Ausstellung von einem Deutschen aus Warschau gekauft.
Nun, wenn noch Platz ist, findet sich schon noch Etwas!
Die Bougainvillia zu Luxor ist heut früh nach Jena abgesendet.
Übrigens ist sie bei Hanfstaengl in Muenchen in vollendeter Weise erschienen.
Nun, mein verehrter Freund, herzlichen Gruß und viel Freude an Ihren Schöpfungen und an der Kunst!
Ihr Sie sehr verehrender
Ernst Koerner