Emil Kühnscherf an Ernst Haeckel, Dresden, 8. Januar 1913
Dresden, den 8. Januar 1913
Sr. Excellenz
Herrn Geheimrat Prof. Dr. Haeckel
Jena
Euer Excellenz
bitte ich höflichst um Entschuldigung, wenn ich erst heute zur Beantwortung der gütigen Zuschrift vom 16. November 1912 komme. Zunächst danke ich Ew. Excellenz ganz verbindlichst für die interessante Postkarte aus dem Phyletischen Museum, womit mir eine sehr grosse Freude bereitet worden ist.
Bedauert habe ich, dass Ew. Excellenz von der Anlage eines Aufzuges in der Wohnung absehen wollen, denn es liesse sich eine solche Anlage auf verschiedene Weise, wie ich mich an || Ort und Stelle persönlich überzeugt habe, leicht anbringen. Aber die Anbringung selbst dürfte doch durch Durchbrüche der Wände und Decken sowie Maurerarbeiten etc. immerhin eine Störung in Ew. Excellenz Wohnung hervorrufen und nehme ich gern an, dass sich Ew. Excellenz diesen Unbequemlichkeiten nicht gern aussetzen wollen.
Eine grosse Ehre und eine wirklich grosse Freude würde es mir sein, wenn ich Ew. Excellenz bei Einrichtung des Gedenksaales im Phyletischen Museum behilflich sein könnte. Da ich aber schon jetzt gern wissen möchte, welche Gegenstände darin Aufnahme finden sollen (ich nehme an in der Hauptsache Bücher, Gemälde, Aquarelle, Büsten und auch andere Gegenstände) so erlaube ich mir die höfliche Anfrage, da mich mein Weg öfter über Jena führt, ob ich mir erlauben darf bei Ew. Excellenz gelegentlich mit vorsprechen zu || dürfen, um einmal über die Einrichtung des Gedenksaales mit Ew. Excellenz persönlich Rücksprache zu nehmen. Dabei könnte ich unterrichtet werden, in welcher Weise sich Ew. Excellenz die Ausstattung gedacht haben.
Indem ich mich sehr freuen würde ein paar gütige Zeilen zu erhalten, ob mein Besuch gelegentlich angenehm sein würde, verbleibe ich mit nochmaligem herzlichen Dank und dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung
Ew. Excellenz
stets ganz ergebener
Emil Kühnscherf