Karl Krobath an Ernst Haeckel, Wolfsberg in Kärnten, 12. Juli 1910

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KARL KROBATH

Wolfsberg AM 12. Juli 1910.

Hochverehrter Herr!

Kaum ich heute etwas das Krankenlager verlassen kann, ist es mein Erstes, Ihnen zu schreiben, zu danken für die so wertvolle Beisteuer zum Festblatt.

Noch mehr aber zu danken für den mich beglückenden persönlichen Bezug, den Sie || Ihrer Widmung zu geben die Güte hatten. Wohlverwahrt im Schrein und Herzen sollen Ihre Worte wie mich, so einst meine Kinder aufrichten, stärken; aneifern zu jenem Vorwärts, an das wir doch glauben müssen trotz Atavismus und wenn uns die „Bestie Mensch“ noch so sehr in die Waden zwickt.

Es war mir, als würde ein Priester an der Pforte seines Heiligtumes einen zur Erkenntnis weither gewanderten Pilger begrüßen: als ich Ihre Liebeszeichen erhielt. Es umwehte mich Höhenhauch, Menschlichkeitsglaube, || Verstehen und Aufgehen – Eins in Allem! Umso mächtiger ergriff es mich, als ich aus diesem Gedanken heraus meinen historischen Roman aus der Pestzeit 1348 „Sterben“ aufbaute und in demselben zeigte, wie alle Gedanken des Fortschritts, die wir so selbstbegeistert auf unseren Schild erheben, bereits in jener grauen Zeit vorbereitet, wirksam (wenngleich weniger prägnant formuliert, weniger verbreitet) und die Quelle manches ansonst unverständlichen Handelns waren. Die Edelsteine waren vorhanden, wennschon nur roh oder gar nicht geschliffen. So triumphiert || in diesem grausen, so vielfach gezeigten (moralischen wie physischen) Sterben das echt Haeckel’sche: Eins in Allem. – Das Buch erscheint Frühjahr 1911 in dem bekannten Leipziger Verlag L. Staackmann.

Die beiden mitfolgenden Büchlein seien ein bescheidenes Zeichen der Ihnen gezollten Verehrung. Ich glaubte den „Kürschner“-Band beischließen zu sollen, weil der Ihnen seit 1855 liebgewordene Großglockner – ja fürwahr, der! – der eigentliche Held der ersten Erzählung darin „Der Bildschnitzer von Heiligenblut“ ist.

Das Heil, das Ihr Lebenswerk, verehrter Herr, der Welt war u. bleiben wird, möge Ihre Tage verschönen! Vom Herzen wünscht dies

Ihr besonders ina Hochachtung ergebener Karl Krobath

a eingef.: in

Brief Metadaten

ID
28085
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Österreich
Entstehungsland zeitgenössisch
Österreich-Ungarn
Datierung
12.07.1910
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,7 x 22,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 28085
Zitiervorlage
Krobath, Karl an Haeckel, Ernst; Wolfsberg; 12.07.1910; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_28085