Karl Krobath an Ernst Haeckel, Wolfsberg in Kärnten, 21. Oktober 1914

ERNST PLOETZ WOLFSBERG IN KÄRNTEN

WOLFSBERG in Kärnten AM 21. Okt. 1914.

Verehrter, lieber Herr Geheimrat!

Wieder ist Ihr Schützling aus Kärnten da.

Ich habe Ihnen noch zu danken, innigst zu danken für Ihr letztes gütiges Schreiben und die Zusendung Ihrer Flugschriften zur Gedenkfeier.

Inzwischen ist der Krieg gekommen, der für uns Deutsche entscheidende Krieg. Wie wir, Ihre Schätzer, es erwartet haben, sind Sie auch da, wie die große Zeit es gebot, an die Spitze der Nation ge-||treten. Was Sie gegen die Engländer, gegen Hodler u. a. schrieben, das war deutsch und männlich. Es kam, aus Ihrem Mund, aus den Herzen aller rechten Deutschen.

Auch ich leite ein Blatt, die „Unterkärntner Nachrichten“. Meine literarischen Freunde steuern fleißig bei, und so trägt das Blatt so weit als möglich für unsere gemeinsame große Sache, zum Gelingen des Rechten und Vernichtung des Schlechten, ehrlich bei.

Aber was wäre mir lieber als einmal eine Original-Arbeit von Ihnen, einige Zeilen

zur gewaltigen Zeit bringen zu können!

Sie haben, verehrter Herr Geheimrat, mir bisher noch keine Bitte abgeschlagen – ein Beweis || Ihrer großen Güte sowohl als auch eines Wohlwollens mir gegenüber, das ich zwar gar nicht verdiene, aber hochschätze. Erfreuen Sie auch zu diesen herrlichen Tagen Ihre Kärntner durch Ihre flammenden Worte, die ich an die Spitze unseres Blattes setzen möchte.

Ihre Gesundheit läßt wohl nichts zu wünschen übrig?

Und Allvater segne und geleite Sie (ich meine den Segen der guten Tat)!a

In deutscher Kärntnertreue grüßt Sie, verehrter Meister Haeckel,

vielmals aus Grund der Seele

Ihr

Karl Krobath, Schriftsteller; Wolfsberg, Kärnten.||

Gestern im Blatte:

[aufgeklebter Ausschnitt:]

Sonett an Kärnten.

Den „Unterkärntner Nachrichten“ herzlichst gewidmet.

Dich will ich allezeit in Treue lieben,

Du holdes wundersames Kärntnerland,

Das Blüten der Erinnerung mir wand

Zu einem Strauße der duftig stets geblieben.

Nie soll der Traum von meinem Glück zerstieben,

Das ich in deiner trauten Bergwelt fand,

So rührend schön, daß heimlich oft die Hand

Die Träne aus dem Augenpaar gerieben.

Ob anderswo auch meine Wiege stand –

Ich fühle dennoch mich zu Dir getrieben,

Mit Dir vereinigt durch ein innig Band.

Zwei Namen sind mir in das Herz geschrieben,

Sie lauten: Koschat – Krobath …

Kärntnerland,

Dich will ich allezeit in Treue lieben!

Dr. Alfed Ritter v. Wurmb. Wien.

Heil! Kr.b

a eingef.: (ich meine … Tat)!; b egh.: Heil! Kr.

Brief Metadaten

ID
28081
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Österreich
Entstehungsland zeitgenössisch
Österreich-Ungarn
Datierung
21.10.1914
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
22,1 x 28,3 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 28081
Zitiervorlage
Krobath, Karl an Haeckel, Ernst; Wolfsberg; 21.10.1914; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_28081