Krauseneck, Gustav Adolf

Gustav Adolf Krauseneck an Ernst Haeckel, Graz, 6. Januar 1916

Graz, Bergmanngasse 10. 6 Jänner 1916

Hochverehrter Freund!

Heute kam mir Ihre „Ewigkeit“ an, von deren bevorstehendem Erscheinen ich von Ihrem lieben Sohne schon gehört hatte und ich danke Ihnen für Ihren damit ausgesprochenen Neujahrs-Gruss & Wunsch und vornehmlich für die mir so unendlich wertvolle, in so reichem Gewande bezeugte freundschaftliche Gesinnung. Ich konnte heute nur wenig in dem Buche blättern, freue mich aber sehr auf die vornehme weihevolle Stimmung, die das nähere Eingehen mir gewähren wird. ||

Unsre Neujahrwünsche sandte ich Ihnen vor wenigen Tagen mit der Mitteilung von der ernsten, nun glücklich überstandenen Erkrankung meiner Frau. Sie meint, die „Ewigkeit“ wird für sie zu hoch & schwierig sein, aber sie wird ihr den Tag, die Stunden mit Ihnen, die Erinnerung an die bezaubernde Liebenswürdigkeit des lieben alten Herrn neu beleben und damit einen erfreuenden Genuss bereiten.

Haben Sie unseren herzlichsten Dank für Ihre grosse Güte, erhalten Sie sich nur uns, allen Ihren Verehrern Ihre kostbare Kraft! Der Tag, an dem das Schwert wieder ruhen wird, kann ja nicht || mehr so sehr ferne sein; dann wird Ihre Stimme wieder zu Wort kommen müssen. Mögen Sie bald an diese neue Arbeit gehen können!

Meine Frau, meine Schwester Valentine, die unser hiesiges Exil mit uns teilt, senden wärmste Grüsse. In alter Verehrung Ihr

treuergebener Freund

Gust. Krauseneck

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
06.01.1916
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 27836
ID
27836