Triest, am 7. Oktob. 1893
Hochverehrter Herr Professor!
Vielen, herzlichen Dank für Ihre Mittheilungen. Ich gratulire aufrichtig zu dem Ergebniß des Prozesses, der trotz der Verurtheilung Ihnen eine große Befriedigung gewähren muß. Wenn früher vielleicht mancher – ich nicht – sagen zu können meinte, daß Ihre Abfertigung Hamanns allzu scharf gewesen sei, so ist jetzt orbi et urbi in aller Form Rechtens verkündet, warum Sie den Mann so behandelten, der moralisch & wißenschaftlich nun für immer als simpler Lump dasteht. –
Außer Ihrem Berichte sah ich aus || dem Berliner Tageblatt, den Münchner Neusten Nachrichten, der Wiener Neuen Freien Presse, daß diese Auffassung die Allgemeine ist & der Mann dürfte es bedauern, einer üblen Rache folgend, seiner Verurtheilung diese Publicität gegeben zu haben. Der Mann sollte sich nun eine Empfehlung an die Leute umsehen, die bei uns eine Katholische Universität gründen wollen; da dürfte er hinpassen.
Gleich dieser günstigen Erledigung des Prozesses hat uns Alle die Nachricht von Ihrem weiter vortrefflichen Befindena sehr erfreut und ich kann dasselbe von unserem Hause berichten. Auch mein Vater ist || im Ganzen wohler als er war und besitzt bei seinen 80 Jahren, die er im Sommer vollendete, seine ungeschmälerte geistige Frische und das volle Intereße an Großem und Kleinem. Wir haben einen herrlichen Herbst, der nach einem maßlos trockenem Sommer Menschen und Pflanzen erquickt.
Von uns Allen Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin die besten Grüße und in Verehrung und Freundschaft
Ihr ergebener
G. Krauseneck
a eingef: Befinden