Gustav Adolf Krauseneck an Ernst Haeckel, Triest, 5. Dezember 1889
Triest, am 5. December 1889
Hochverehrter Herr Professor!
Es hätte nicht einer so ungemein freundlichen Erinnerung Ihrerseits an unseren Ausflug nach Tivoli bedurft, um ihn mir unvergeßlich zu machen. Ich habe noch lange mich erfreut, und werde es noch thun, an allem Schönen, das ich während des vorigen Aufenthalts in Rom genossen & daß darin Ihre Anwesenheit und namentlich Ihre Gesellschaft in Tivoli & Villa Adriana im Vordergrund steht, glauben Sie ja Ihrem Verehrer.
Nun danke ich Ihnen um so herzlicher für das prächtige Geschenk, das mir || das alte vertraute Buch noch werthvoller macht, und danke Ihnen für die freundlichen Zeilen der Widmung. Sehr gut ist auch Ihr Bild, während jenes der früheren Auflagen dem Leser Ihre Person weniger nahe brachten.
Nebst meinem muß ich Ihnen aber auch den Dank des ganzen Hauses sagen, das sich über diesen wie jeden Gruß des verehrten Freundes sehr gefreut hat.
Wir beginnen Alle den Winter unter guten Anzeichen & hoffen, daß er nichts böses bringe, wenn auch bei uns das hohe Alter des guten Vaters diese Hoffnung immer kühner werden läßt. Doch er ist von gutem || Stamm & so frisch, daß er es auch noch einige Jahre bleiben kann. Aus Rom immer vortreffliche Nachrichten. Jetzt ist Ihr Großherzog dort und scheint sich auch von der Kunst angezogen zu fühlen, die mein Schwiegervater betreibt. Ich weiß nicht, ob er auch sich versucht, wie Sie. – Sehr schade, daß im Sommer aus Ihrem Relief nichts werden konnte & daß Sie auch die Reise hieher mir Ihren Damen nicht gemacht haben. Aber Alles das muß noch werden; ich rechne bestimmt drauf, daß Sie recht bald wieder der unsrige sein werden.
Nochmals den herzlichsten Dank & vom ganzen Hause die besten Grüße.
Ihr ergebenster
Dr. Gust. Krauseneck