ZOOLOGISCH-VERGL. ANATOMISCHES LABORATORIUM
BEIDER HOCHSCHULEN
ZÜRICH.
den 12. August 1908
Verehrter und lieber Lehrer,
wir sind über Berlin und München wohlbehalten wieder in unsere Heimat zurückgekehrt, wo wir zu unserem Schrecken unseren Jungen im Bette fanden, mit einer kleinen Revolverkugel in der Leistengegend, die er sich durch Unvorsichtigkeit selbst appliziert! Glücklicherweise ist die Sache ganz ungefährlich, aber noch 1 cm. tiefer und der Schuss wäre lebensgefährlich gewesen.
Noch lange werden wir zehren von den schönen Erinnerungen an die Einweihung des phyletischen Museums und die Jubelfeier der Universität, || die einen so wundervollen Verlauf genommen haben. Mich hat besonders der Geist der Freiheit und Unabhängigkeit gefreut, der durch die Reden hindurchging.
Ich habe eine Bitte an Sie, nämlich die, mir den Namen des offiziellen Stenographen per Postkarte mitzuteilen, der die Ansprachen bei der Erinnerung des phyletischen Museums stenographirte. Er stellte sich mir als solchen (offiziellen Stenograph)a vor und bat mich um mein Manuskript, das ich ihm nur ungern überliess, weil es voller Korrekturen und nur für mich leserlich ist. Er musste mir versprechen, mir die Zeddel umgehend wieder zu- || zustellen, was aber nicht geschehen ist. Ich möchte nun nicht, dass meine Ansprache nach diesem Manuskript extra veröffentlicht würde, ohne dass ich vorher b Gelegenheit hätte, den Bogen zu korrigieren.
Wir erinnern Sie, an Ihr Versprechen, uns bei nächster Gelegenheit wieder einmal bei uns aufzusuchen und unser bescheidenes Heim als Ruhestation auf der Reise zu benutzen.
Meine Frau verschickt heute einige in Winkelmann’s Hause aufgenommene Photographien, die mir z. T. sehr gut gelungen sein scheinen.
Mit den wärmsten Grüssen verbleibe ich, verehrter Lehrer, in Ehrerbietung
Ihr stets getreu und dankbar
ergebener
Arnold Lang
a eingef. mit Einfügungszeichen: (offizieller Stenograph); b gestr.: die