Arnold Lang an Ernst Haeckel, Zürich, 14. Februar 1904

ZOOLOGISCH-VERGL. ANATOMISCHES LABORATORIUM

BEIDER HOCHSCHULEN

ZÜRICH.

Den 14ten Februar 1904

Verehrter Lehrer und Freund!

Meinen wärmsten, herzlichsten Glückwunsch zu Ihrem 70sten Geburtstag möchte ich nicht dem Telegramm anvertrauen. Meine Frau und die Kinder, besonders meine liebe Frau unda Ihre Pathin, Lilia, schliessen sich mit ganzem Herzen an. Mich drängt es, bei dieser Gelegenheit, Ihnen wiederum herzlichst zu danken für alles, was Sie für mich gethan haben, für die Liebe, die väterliche Liebe, mitb der Sie sich meiner angenommen und die Sie mir stets bewahrt haben. Ich habe leider nicht die expansive Natur, die mir ermöglicht, Ihnen äusserlich sichtliche Zeichen meiner tiefen und dauernden liebevollen Verehrung darzubringen, aber || ich hoffe, dass Sie über meine Gesinnung nie im Unklaren gewesen sind.

Der sonnige Süden hat Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin, der ich mich bestens empfehle, hoffentlich recht wohl gethan. Ich gehe selbst Anfang März für cca 3 Wochen nach Neapel, seit 19 Jahren zum ersten Mal! Ich werde nicht arbeiten, sondern nur bummeln. Wenn ich nicht wüsste, dass Sie immer so belagert sind, so würde ich Sie auf der Hinreise für einige Stunden aufsuchen. Jedenfalls rechnen wir sicher darauf, Sie auf Ihrer Rückreise im April bei uns zu sehen.

Wie Sie aus dem beiliegenden Circular ersehen, feiern wir in Zürich übermorgen Ihren Geburtstag. Keller wird präsidiren und depechiren und ich werde die Festrede halten. Ich fühle mich leider || unzulänglich, aber jedenfalls wird das Herz dabei sein. Sie haben zahlreiche Freunde und Verehrer hier, vorab wie ich wohl sagen darf, meine zahlreichen früheren und jetzigen Schüler und noch so sehr viele andere unabhägige, gebildete Leute. Die Eintrittskarten sind im Sturme erobert worden und schon gestern Abend waren keine mehr zu haben. Wir werden wohl die Feier wiederholen müssen. Dienstag abend versammelt sich ein engerer Kreis Ihrer Verehrer (immerhin cca 60 Personen) zu einem Bankett im Restaurant Saffran. Wenn es auch unverschämt und zudringlich ist, so wage ich doch die Bemerkung, dass 2 Worte von Ihnen riesigen Enthusiasmus hervorrufen würden.

Empfangen Sie nochmal meine herzlichsten wärmsten Glückwünsche und seien Sie gegrüsst von Ihrem allezeit treu ergebenen und dankbaren alten Schüler, Freund und Ritter-Professor No I

Arnold Lang.

a eingef. mit Einfügungszeichen: meine liebe Frau und; b korr. aus: die

Brief Metadaten

ID
27199
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Schweiz
Entstehungsland zeitgenössisch
Schweiz
Datierung
14.02.1904
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
13,5 x 21,5 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 27199
Zitiervorlage
Lang, Arnold an Haeckel, Ernst; Zürich; 14.02.1904; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_27199