Verehrter und lieber Herr Professor!
Wollen Sie gütigst entschuldigen, dass ich Ihnen nicht eher geschrieben habe. Ich kam mit dem besten Willen nicht recht dazu und hatte, offen gestanden, auch nicht recht Lust zum Schreiben. Ich gedenke am Dienstag abend oder spätestens Mittwoch früh wieder in Jena zu sein und werde dann versuchen, das nachzuholen, was ich unfreiwillig versäumt habe. Meine Frau, die sich Ihnen bestens empfiehlt, wird noch etwa drei Wochen in ihrer Heimath bleiben. ||
Aus Zürich habe ich folgende Nachrichten. Die philos. Facultät der Universität hat mich wieder für eine ordentliche Professur vorgeschlagen und es scheint, dass die Professur diesmal zu Stande kommt. Der Dekan hat wenigstens den Auftrag erhalten, bei mir anzufragen, unter welchen Bedingungen ich die Professur annehmen würde. Der Erziehungsdirektor hat mich sodann telegraphisch ersucht, in Zürich vorzusprechen. Es scheinen übrigens Aussichten vorhanden zu sein, dass ich auch für das eidgenössische Polytechnicum berufen werde. ||
Wenn wir nach Zürich gehen, so werden wir, meine liebe Frau und ich, oft genug an Jena zurückdenken und wir werden immer die freundliche und liebenswürdige Gestalt unseres lieben und hochverehrten Lehrers und Freundes vermissen. Sie können sich keine Vorstellung machen, wie sehr wir beide an Ihnen hängen!
Mit den herzlichsten Grüssen
Ihr getreuer Schüler
Arnold Lang
Oftringen den 20ten Juli 1889