Eggeling, Heinrich von

Heinrich von Eggeling an Ernst Haeckel. Jena, 18. April 1910

Jena 18/ IV 1910

Lieber Freund!

Sie haben mir mit Ihrem Briefe vom 14 dieses Monats eine große Freude bereitet und ich danke Ihnen herzlichst dafür!

Dass Sie diese Festwoche in Monaco mitmachen konnten trotz der großen Anforderungen, die an Sie gestellt wurden, ist ein hocherfreuliches Zeichen für Ihren Kräftestand! Dass Sie viel neue Auszeichnungen erfahren haben, dessen freue ich mich aufrichtig; denn nach meinem Ermessen können Ihren Verdiensten nie genug Anerkennungen zu teil werden! Ueber den Verlauf des Festes und die Einrichtung des Museums müssen Sie nach Heimkehr mir noch viel erzählen. Ich war sehr dankbar für die || kurzen brieflichen Mitteilungen, verlange aber noch sehr viel mehr. –

Sehr schön ist, daß Sie ein behagliches Heim gefunden haben, in welchem Sie sich nun von den überstandenen Strapazen erholen. Mögen dieser Aufenthalt und die sogenannten kleinen Ausflüge Ihnen neue Kräfte geben und dazu beitragen, dass Sie in bekannter Frische zu uns zurückkehren. Auch hier ist es jetzt schön und wird alle Tage schöner. Nur schade, dass wir es nicht mehr, wie früher genießen können. Wenn wir nun noch einmal den früher gewohnten Gang durch den Forst machen wollen, müssen wir schon hinauf fahren! Meine Kräfte gestatten mir nicht mehr, die Wände des Saaltales zu ersteigen, und ich bescheide mich, siea von unten zu begrüßen und mich an ihnen zu erfreuen – freilich nicht ohne Sehnsucht! – ||

Ueber die freundlichen Grüße, die Sie uns von Cap Martin aus vermittelten, unseren herzlichsten Dank. Dass auch Frau von Heldburg sich mit Fallen abgiebt, ist sehr unnötig und bedauerten wir ebenso wie ihre sonstigen Leiden. „Wer konfirmiert ist, darf nicht mehr Fallen“, sagt Rückert und er hat Recht. Nun, hoffentlich bringt der von mir sehr geschätzte Arzt Wagner bald Alles wieder in Ordnung. Sollten Sie nochmals nach Cap Martin kommen, so sprechen Sie unseren herzlichsten Dank aus für die gesendeten Grüße, die wir nicht minder herzlich erwiedern.

Ich weiß nicht, ob ich von hier Ihnen Neues melden kann. Senatus illustris hat Ihrem Herrn Nachfolger, der einen Antrag bezüglich des neuen Inhabers der Haeckel-Professur eingebracht und mündlich begründet hatte, neulich einmütig eine gründliche Abweisung erteilt, die ihn sehr verletzt haben soll. Wenn doch || der Mann endlich einmal klug werden wollte! Aber dazu ist wenig Hoffnung, ebenso wenig wie darauf, dass Jemand uns ihn abnehme. Ich sehe dem gelassen zu, bedauere aber im Grunde doch, dass ich nicht mehr eingreifen kann. –

Riedel, den ich vorgestern besuchte, ist ganz frisch; er humpelt alle Nachmittage mit seinem einen unverkürzten Bein in den Garten der Concordia und hofft, bald wieder operieren zu können. Ich bewunderte seine Stimmung und seine Hoffnung! Recht traurig bin ich um das Leiden unseres armen Winkelmann. Er hat auf Sieberts Rat für den Sommer Urlaub genommen und für den Herbst um Abschied gebeten. Wiederherstellung scheint also nicht erhofft werden zu können. Sehr traurig! Besuchen darf man ihn jetzt nicht. –

Bei uns geht es so, wie Sie es kennen und wohl meinem Geschreibsel ansehen. Aber zum Klagen haben wir keinen Grund, nachdem uns ein so glückliches Leben beschieden war. –

Meine Frau grüßt mit mir Sie herzlichst. Freuen Sie sich der nächsten Wochen noch recht und kehren Sie frisch zurück zu ihrem Sie sehnsüchtig erwartenden treuen Eggeling.

a korr. aus: Sie

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
18.04.1910
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 2668
ID
2668