Jena 6/ III 09
Lieber Freund!
Von ganzem Herzen Dank! für die mir soeben zugegangenen freundlichen Worte! Wie unendlich schwer mir der Entschluss geworden ist, um Versetzung in den Ruhestand nachzusuchen, – das wissen Sie ganz gewiß!; Denn Sie wissen, wie wert und teuer mir meine amtlichen Pflichten waren. –
Aber es musste sein; denn ich kann nicht mehr hoffen, so viel Kräfte wieder zu gewinnen, um diesen Pflichten in der erforderlichen Weise nachkommen zu können. Mein Verbleiben in der Stelle hätte also für die Universität nachteilig sein müssen. Als mir das nach langem Leiden, || das sich nicht gebessert hat, klar geworden war, musste ich den schmerzlichen Entschluss fassen. –
Ich habe darüber geschwiegen, weil ich den Regierungen die Bekanntgebung ihrer Entschließung auf mein Gesuch überlassen zu müssen glaubte. Durch irgendeine Indiscretion ist die Sache nun doch in die Zeitung gekommen. Leider! –
In den Tagen des inneren Kampfes habe ich oft des Tages gedenken müssen, an dem Sie als Prorector mich beim Eintritt so warm begrüßten. Dieser Gruß war ein glückliches Omen, das sich als solches bewährt hat! –
Mit lebhaftestem Bedauern ersehen wir aus Ihren lieben Zeilen, dass Sie wieder auch an Rheuma litten. Herzlichst wünschen wir, dass Sie dieses Leiden schnell ganz überwinden!! Haben || Sie sich etwa in dem gewiß noch feuchten Phyletischen Museum aufgehalten? Bitte, bitte, halten Sie sich diesen Räumen fern, bis milderes Wetter eingetreten ist und die Wände ausgetrocknet sind.
Ich sehne mich, Sie zu sehen.
Mit viel herzlichen Grüßen auch von meiner Frau an Sie und Ihre hochverehrte Gattin
Ihr treuer
v. Eggeling