Jena 26/ II 09
Mein lieber Freund!
Nehmen Sie meinen innigsten Dank für die mir gestern Abend zugegangenen freundlichen Worte und die beigefügten vielen Gaben, die mich lange erfreuen werden! Die Reisebeschreibung Darwins werde ich nach einiger Zeit zurückgeben; ich rechne auf Ihre Geduld und Nachsicht! –
Auch ich habe Ihrer in den letzten 10 Tagen so viel gedacht und bin immerfort mit meinen herzlichsten Wünschen für Ihr Wohlergehen bei Ihnen gewesen. Mit tiefem Bedauern ersehe ich aus Ihren Zeilen, dass Sie in Folge der miserablen Heizeinrichtungen unserer Eisenbahnwagen sich eine Erkältung zugezogen haben, die Sie nun mit Recht in Jena hält. Von ganzem Herzen wünsche ich, daß Sie || den bösen Katarrh bald überwinden. Freilich mit 75 Jahren überwindet sich solches Leiden nicht so leicht, als mit 25 Jahren und so werde ich mich leider darin finden müssen, noch länger auf das Wiedersehen zu verzichten. –
So hoch erfreulich die Mitteilung des Herrn Professors Plate ist, so schmerzlich der Entschluss der Carl Zeiss-Stiftung und die Nachricht von der a Schenkungssteuer. Aber kann diese denn so viel betragen? Ich kenne die gesetzlichen Bestimmungen nicht. – Wenn ich doch mit arbeiten könnte! Aber leider bessert sich mein Befinden nicht und ich muss mich von allen Arbeiten fernhalten. Schon ein Brief wird mir schwer. Die Erkenntnis nicht mehr handeln zu können, wie man möchte, tut sehr weh. – ||
Warum musste auch Plate am 27. Januar diese unvorsichtige Rede halten, die doch wohl vor allem Anlass gegeben hat, die Annahme seines Vorschlages zu bekämpfen?! Möchte doch für Ziegler sich bald eine andere Aussicht eröffnen! −
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr treuer
Eggeling
Auch meine Frau lässt Sie herzlichst grüßen und bittet mit mir, ihre lieben Frau Gemahlin viel freundliche Grüße ausrichten zu wollen. Unsere Enkelin, Heinrichs Tochter, liegt leider an Scharlach darnieder; es scheint ein leichter Fall zu sein, giebt aber immer zu Sorge Anlass.
a gestr.: Erbschafts