Hochverehrtester Herr Professor!
Mit einem mir soeben zugegangenen Erlasse des Großherzoglichen Staats Ministeriums in Weimar werde ich beauftragt, mit den Erben Mendes, Versicherungsdirektor Wilhelm Hermann in Berlin und den Testamentsvollstreckern, also mit Ihnen und mit Hofrath Liebmann behufs Beseitigung der aus der ungenauen Fassung des Testamentes hinsichtlich der Anlegung und Verzinsung des vermachten Kapitales entstehende Zweifel in Verhandlung zu treten und eine Vereinbarung dahin zu versuchen, daß die 30000 M baar || gezahlt und in Hypotheken und Werthpapiren mündelsicher angelegt werden.
Die Annahme des Vermächtnisses ist genehmigt und ist die Universität beauftragt, ein Statut über Verwaltung, Collatur und Verleihungsbedingungen des Stipendiums aufzustellen.
Indem ich Sie hiervon in Kenntniß setze, frage ich ergebenst an, ob Sie die Güte haben wollen, mit dem p. Hermann mündlich darüber zu verhandeln, ob er nicht auf Auszahlung des Kapitales eingehen möchte, was jedenfalls das Günstigste wäre. – Herr Hermann wird doch als Verwandter und Erbe auch den Wunsch haben, daß die Ausführung der wohlwollenden Absicht des Dr. Mende in bester || Weise geregelt und dauern gesichert wird.
Sollte die Auszahlung des Kapitales garnicht zu erreichen sein, so würde mit p. Hermann doch der Zinsfuß zu vereinbaren sein, mit welchem das Kapital zu verzinsen ist. –
Es ist mir peinlich, Sie während der kurzen Erholungszeit mit dieser Angelegenheit zu belästigen; aber ich weiß, daß Sie im Interesse der Universität sich gern solcher Aufgabe unterziehen und – mündliche Verhandlung führt schneller und leichter zum Ziele als schriftliche. –
Auf Grund dessen, was Sie mit p. Hermann besprochen haben, kann ich dann ja die Sache schriftlich zum Abschluss bringen. Im Voraus herzlichen Dank! – ||
Meine Frau war gestern Fräulein Elisabeth begegnet, hatte sich sehr über die glückstrahlende Braut gefreut und von ihr recht Gutes über das Befinden Ihrer Frau Gemahlin gehört. Möchte es doch immer schneller besser gehen!
Mit dem herzlichsten Wunsche, daß Sie sich dort recht erholten, und mit viel freundlichen Grüßen
Ihr
treu ergebener
Eggeling
Jena 21/ IV 91.