Eugen Monjé an Ernst Haeckel, Bielefeld, 6. März 1917
EUGEN MONJÉ
BIELEFELD I. W.
FRÖBELSTRASSE NR. 81
BIELEFELD, DEN 1. Oct. 1910.
Hochgeehrter Herr Professor!
Nachdem ich Ihre „Welträthsel” gelesen, die in so klarer, wissenschaftlicher Form mir einen Blick in die Biologie vergönnt haben, drängt es mich, Ihnen für diese unschätzbare Gabe, die Ihre hohe Wissenschaft der Welt damit geschenkt hat, auch meinen tiefempfundenen Dank abzustatten, sowie für die Aufklärung, die Sie gegen den Wust hergebrachten mittelalterlichen Aberglaubens und der Dummheit gegeben haben, der nicht mehr in die Zeit der drahtlosen Telegraphie und fortgeschrittenen naturwissenschaftlichen Erkenntnis paßt, trotz der Anstrengungen des „sogenannten” Kepplerbundes, der sich seit einem Jahr hier gleichfalls mit seinem bekannten Gefolge constituirt hat, und der in einem Vortrag eines Bonner Professors demnächst die Frage erörtern wird, „ob der Mensch vom Affen abstammt” (!) Möchten doch den Bestrebungen des „Monismus” immer größere Erfolge beschieden sein!
Die Verehrung, die ich Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, entgegenbringe, faßte ich kürzlich in ein Akrostichon, welches ich Herrn Thieme in Weimar für eine geplante Sammlung monistischer Gedichte || einsandte und welches lautet:
Dem großen Meister.
Hinaus inʼs Freie suchst Du Gottes Nähe!
Auf Feld und Flur sein Werderuf ertönt.
Er lebet dort, nicht wo in luftʼger Höhe
Cyanenblau das weite Allʼ sich dehnt.
Kennst Du den Meister, der mit klarem Blick
Entwickʼlung der Naturwerkstatt enthüllte?
Längst wich vor ihm die dunkʼle Macht zurück.
In tiefster Verehrung und Hochachtung zeichnet
Eugen Monjé