Kiel, d. 18 Nov. 1875
Lieber Herr Kollege!
Ihre Schrift: „Die Gastrula u. die Eifurchung der Thiere“ habe ich mit Spannung durchgelesen.
Das bunte Gemisch von Beobachtungen und Deutungen der verschiedenen Autoren über die ersten Entwicklungsstadien aller Thierklassen haben Sie, durch Ihre eigenen unermüdlichen Studien geleitet, mit seltener didaktischer Gewandtheit in eine leicht und anziehend verständliche Ord-||nung gebracht. Ich sage Ihnen herzlichen Dank für den Genuß, den nur Ihre Arbeit bereitet hat und bin überzeugt daß Sie die Freude haben werden zu sehen, daß Ihre Schrift zu weiteren wichtigen Untersuchungen anregen wird.
Inäquale Furchung habe ich bei Mytilus edulis und Ostrea edulis beobachtet.
Ich habe in den letzten Wochen meine von Mauritius eingetroffenen Thiere sortiren lassen, um verschiedene || Klassen an meine Mitarbeiter abzusenden. Von Kalkspongien habe ich bis jetzt wenig gefunden. Ich halte es daher für besser, die Absendung derselben an Sie aufzuschieben bis der Rest meiner Sammlungen (16 Collis) eingetroffen sein wird. Ich erwarte sie im Februar o. März mit dem deutschen Kriegsschiff Gazelle.
Soeben trifft wieder eine neue Schrift von Ihnen ein: „Ziele und Wege der heut. Entwick.“ Nehmen Sie für diese neue Frucht Ihrer bewunderungswürdigen || Arbeitskraft meinen herzlichsten Dank an.
Ihr
freundschaftlich ergebener
K. Möbius.
N Schr.
Eine sehr einfache Foraminifere, die ich auf dem Korallenriff gefunden habe, veranlaßt mich, der Eozoonfrage nahe zu treten. Sollten Sie gute Präparate von Eozoon besitzen, in welchen die Kammern und Kanäle gutausgebildet sind, so würden Sie mich sehr unterstützen, wenn Sie mir dieselben zur Untersuchung leihen möchten.
Ihr
KM.