DR. JULIUS MICHELSOHN
PRIVATKLINIK FÜR CHIRURGISCHE
UND FRAUENLEIDEN.
ORTHOPÄDISCHES UND RÖNTGEN-INSTITUT.
HAMBURG, DEN 7/2 1919
KLOSTERALLEE 4–6 (SCHLUMP-HALLERSTR.)
Mein verehrter, teuerer Lehrer!
Ihren Brief vom 31/1 erhielt ich erst heute, also nach 8 Tagen. Hoffentlich geht es Ihnen gesundheitlich jetzt besser, was ich vom ganzen Herzen wünsche. Der verlorengegangene Artikel der Münchner Medicinischen Wochenschrift enthielt die Mitteilung, daß Autoren eine Monerenart, ein filtrierbares Virus als Ursache der spanischen Grippe gefunden zu haben glauben. Doch dasa war für mich nicht von Belang, sondern die Tatsache, daß diese Haeckelsche Monerenart ein Microorganismus sein soll, der in Polÿederkristallen erscheint & somit als kleinstes Lebewesen sich wie ein Krystall verhält, gleichsam einen Uebergang zwischen dem Organischen, Anorganischen bildet, zu den Kristallen. Diese Tatsache ist für uns von Interesse! Heute übersende ich Ihnen zwei Artikel, die ich zu Ihrem 85. Geburtstage hier veröffentlicht habe. Da die Briefe so langsam befördert werden, so erlaube ich mirb schon heute, Ihnen meinen herzlichsten Glückwunsch zum Geburtstage auszusprechen zu dem Tage, der der Menschheit, Deutschland und mir persönlich so viel Befreiung, Freude, geistigen Genuß, Schaffenskraft (fürs ganze Lebenc) bringen sollte. Möge der innige Wunsch aller Schüler in Erfüllung gehen, daß Sie uns beschwerdefrei noch recht lange erhalten bleiben mögen! In der vorigen Woche sandte ich 2 Pakete ab (die Liste des Inhaltes lege ich bei!)
Mit den herzinnigsten Grüßen und Wünschen bin ich in alter Treue
Ihr Sie liebender
Schüler Julius Michelsohn
a gestr.: ist war so, eingef.: das; b eingef.: mir; c korr. aus: Lebens