DR. JULIUS MICHELSOHN
PRIVATKLINIK FÜR CHIRURGISCHE
UND FRAUENLEIDEN.
ORTHOPÄDISCHES U. RÖNTGEN-INSTITUT.
HAMBURG, DEN 22/3 1918.
KLOSTERALLEE 4–6 (SCHLUMP-HALLERSTR.)
Excellenz!
Ich rede Sie so an, nicht weil ich dem Brauche folgen muß, sondern weil icha Sie aus vollster Ueberzeugung für eine Excellenz im Reiche des menschlichen Geistes halte. Wenn Monisten auch nicht auch nicht an die persönliche Unsterblichkeit im vulgären Sinn glauben, so bin ich trotzdem des Glaubens, daß Ihr segensreiches Schaffen & Wirken dauernd befruchtend und anregend in den Seelen auch künftiger Geschlechter fortleben wird. Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Kritik meiner Kritik. Ihr Brief hat mich mehr erfreut alsb ein suveräner [!] Orden es hätte bewirken können, weil die Anerkennung von meinem verehrten Lehrer & Meister kam, mit dessen Werken ich mich seit c. 30 Jahren, seit meiner Studienzeit, beschäftigt habe & der mich zuerst über naturwissenschaftliche Probleme zu denken gelehrt hat & meine späteren Studien verschönert hat. In welchem Sinne ich für diese Ihre Ideen im kleinen Maßstabe einzutreten bestrebt war, mögen Sie, Excellenz, aus meinem beiliegenden Artikel ersehen. 2mal besuchte ich Jena, um Ihr Museum zu besichtigen; ich bedaure, daß es mir nicht c vergönnt war, meinem allverehrten Lehrer die Hand zu drücken.
Gerne sende ich Ihnen das gewünschte Porträt. Ich wünsche Ihnen noch viele Jahre der Gesundheit, damit wir noch weiter Geburtstage im gleichen Sinn feiern können. Für eine Zusendung oder Empfehlung der besten Biographie von Ihnen, Excellenz, wäre ich herzlich dankbar.
Ihr in Dankbarkeit & Verehrung
ergebener Julius Michelsohn
a eingef.: ich; b eingef.: als; c gestr.: nicht