Merseburg den 31. Dec. 61.
Werthester Herr Doctor!
Was werden Sie nur von mir denken, daß ich nicht früher meinen Dank abgestattet und meine Schuld abgetragen habe. Ich freute mich als Ernst von seiner kleinen Fußreise zurückkam, und mir erzählte, daß er Sie mit besucht hätte, und daß Sie gesund und munter gewesen wären; und wie freundlich und liebevoll sie ihn aufgenommen hätten.
Nun sind Sie auch noch so gütig gewesen ihm einen Thaler zu borgen, welchen ich Ihnen mit dem größesten Dank übersende. Jedoch warum ich nicht früher dazu gekommen bin, muß ich Ihnen mittheilen. Hätte ich es gleich gethan als Ernst wiederkam so wäre es am Besten gewesen, doch Mariechen war mit ihren beiden Kindern hier, und das kleine Clärchen, die damals gerade ein Jahr alt war, hatte das Scharlachfieber. Wie es || nun in solcher Zeit geht können Sie Sich leicht denken, und es wurde in der ersten Zeit vergessen.
Als die Kleine kaum wieder gesund war hatte ich wieder 4 Wochen lang ein sehr krankes Mädchen, in dieser Zeit waren auch wieder die Michalis-Ferien wo ich nicht wußte ob Sie Zuhause oder verreist waren. Dann war ich wieder in Goslar und so ist es gekommen, wiewohl esa sehr unrecht ist, daß ich bis jetzt in Ihrer Schuld geblieben bin. Nochmals bitte ich tausendmal um Endschuldigung und danke Ihnen noch herzlich für alle Liebe die Sie Ernst erwiesen.
Recht sehr würde ich mich freuen, wenn Sie mich gelegendlich [!] recht bald einmal besuchten.
Mit dem Wunsche, daß Sie das Neue Jahr gesund und glücklich antreten mögen, grüßt herzlich
Ihre
ergebene
C. Merkel.
a eingef.: es