Ernst Eckardt an Ernst Haeckel, Jena, 7. Juli 1913

Jena, d. 7.VII.13.

Exellenz,

Hochverehrter Herr Professor,

es ist sehr kühn und könnte unter falschem Gesichtspunkt noch schlimmer aufgefaßt werden, wenn ich mich ohne jede persönliche Beziehung mit einer reichlich großen Bitte so direkt an Sie wende.

Aber ich habe das Vertrauen, Exellenz, daß Sie an der äußerlich so schlechten und mangelhaften Begründung und Form meiner Anfrage keinen Anstoß nehmen.

Ich habe am hiesigen zoolog. Institute || vor einigen Wochen promovirt und möchte nun tiefer hinein in die Zoologie, wo ich mehr Zeit allein darauf verwenden kann. Dabei aber gehöre ich leider zu den armen Teufeln, die sich den Luxus der Wissenschaft nicht so direkt leisten können.

Über mein weiteres Programm hoffe ich Ihnen, Exellenz, gelegentlich sprechen zu können.

Zunächst aber liegt mir das Folgende am Herzen.

Im Sommer 1910 war ich mit einem Stipendium von 600 M. auf der zoolog. Station von Cette (Hérault) während 3er Monate.

Ich habe dabei auch flüchtig andre Stationen wie Neapel und Palma kennen gelernt.

Ich möchte nun in diesen Ferien auf cir. 4–6 Wochen furchtbar gern wieder || auf eine zoolog. Station, wenn nur von irgendwoher die Mittel resp. ein Zuschuß zur Verfügung gestellt würde.

Ich mag Prof. Plate jetzt nicht darum bitten, weil er mir für das nächste Jahr, nach seiner Rückkehr aus Ceylon, einen Zuschuß zu einem Aufenthalt am Meer halb und halb zugesichert hat.

Das bleibt aber nocha ein ganz wages Projekt. Und so möchte ich denn auf eigene Faust etwas unternehmen.

Sie werden es verstehen, Exellenz, daß der junge Zoologe auch hinaus will, wo er nur kann.

Ich glaube, Exellenz, wenn ich an Insulinde denke, Ihnen ist es genauso gegangen.

Und weil ich nun fürchte, daß es mir schlecht gelingen würde, bei einem || Besuch, Ihnen, Exellenz, gegenüber frei und natürlich von meiner Bitte zu sprechen oder damit anzufangen, ohne mir selbst höchst bettlermäßig vorzukommen, wollte ich zur Orientierung diesen Brief vorausschicken, der Sie bitten soll, vielleicht am Sonntag mit mir persönlich die Angelegenheit zu besprechen, falls Sie Ihr soviel freundliches Interesse entgegen bringen wollen.

Daneben aber komme ich nicht zuletzt, um Sie, Exellenz, einmal richtig gesehen und gesprochen zu haben.

In diesem Geständnis wollen Sie jedoch, bitte, nicht eine fade Schmeichelei sehen.

Ich bin unterdessen, in treuer Verehrung, Euer Exellenz, ergebenster

Ernst Eckardt

a gestr.: also; eingef.: aber noch

Brief Metadaten

ID
2497
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
07.07.1913
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,0 x 22,2 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 2497
Zitiervorlage
Eckardt, Ernst an Haeckel, Ernst; Jena; 07.07.1913; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_2497