Wilhelm Ostwald an Ernst Haeckel, Ahrenshoop, 30. August 1912
Dr. Wilh. Ostwald
Gross-Bothen, Kgr. Sachsen
Landhaus Energie
Ahrenshoop, 30.8.12
Verehrter Freund:
Dafür, dass Sie die Magdeburger Zusammenkunft mit einer besonderen Botschaft auszeichnen werden, kann ich Ihnen im Namen unserer Gesinnungsgenossen und in meinem
nur den wärmsten und herzlichsten Dank sagen. Wir alle werden dieses Zeichen Ihrer
dauernden Mitarbeit mit dem wärmsten Interesse entgegennehmen und ich will dafür Sorge tragen, dass dies an besonders ausgezeichneter Stelle geschieht.
Mit grosser Freude erfahre ich, dass Sie Ihre Lebenserinnerungen sammeln (und wie ich hoffe auch für den Druck bearbeiten); ich habe Ihnen schon mündlich nahe gelegt, || dieses unschätzbare Material für die Geschichte der deutschen Wissenschaft und des deutschen Denkens der Zukunft in wohlgeordneter Form zu übergeben. Die Wanderung durch die unbeschreiblich mannigfaltige Landschaft Ihres Arbeitslebens wird Ihnen ein Ersatz sein für den leider notwendigen Verzicht auf Ihre gewohnten Fusswanderungen.
Ich schreibe dies aus einem kleinen Ostseebad, wohin ich auf 10 Tage gegangen war, um mir die sehr notwendig gewordenen Energievorräte für Magdeburg und daran sich schliessende Reisen nach Wien und nach America (Texas) zu beschaffen. Wenn ich es irgend möglich machen kann, besuche ich Sie noch vor Magdeburg, um mit Ihnen einige wichtige Fragen unserer monistischen Arbeit zu besprechen.
Viele herzliche Grüsse Ihr ganz ergebener
W Ostwald