Dr. Wilh. Ostwald
Gross-Bothen, Kgr. Sachsen
Landhaus Energie
24.11.11
Verehrter und lieber Freund:
Herzlichen Dank für die schöne Nachricht, durch welche unsere Kasse bis auf rund 100.000 M angewachsen ist. Welcher schöne Erfolg in wenigen Monaten!
Was nun die geschäftliche Ordnung der Sache betrifft, so schlage ich folgendes vor:
Den für den Monistenbund bestimmten Betrag (die beiden ersten Posten) von 20 000 M bitte
ich ungeteilt dem Ausbau der Zeitschrift zuzuwenden. Ich habe alles vorbereitet, dass wir vom 1. April 1912 (der 1. Jan. kommt leider zu bald) ab eine Wochenschrift von je 2 Bogen haben; wir werden aber rund 50 000 M während der ersten Jahre hineinstecken müssen, bevor sie sich selbst erhält. Hierzu rechne ich 30 000 auf drei Jahre vom Bunde; dazu kommen die 20 000 Testat gerade recht.
Das übrige Testat möchte ich lassen, wie es ist.
Nun zur Form des Testaments. Der Monistenbund ist ebenso wenig wie das Weimarer Kartell ein eingetragener Verein * und deshalb nichts rechtsfähig. Es ist daher not-||wendig, die beiden Beträge an jemand zu testieren, der sie persönlich empfangen und dem Bunde übergeben kann, etwa der erste Vorsitzende oder der Kassierer. Der betreffende Passus im Testament müsste also lauten: „Ferner vermache ich dem ersten Vorsitzenden des Deutschen Monistenbundes zu getreuer Verwendung für Bundeszwecke (insbesondere zur Unterstützung der Bundeszeitschrift) die Summe von 20 000 M.“ — und ähnlich bezüglich des Weimarer Kartells.
Sonst liegt die Gefahr sehr nahe, dass uns die Auszahlung verweigert wird. Statt „ersten
Vorsitzenden“ kann auch stehen: „dem kassaführenden Mitglied des Vorstandes.“
Von Ihren Aquarellen habe ich mir erlaubt, zwei dem Komitee „Konfessionslos“, das schwer an Betriebsmittelmangel leidet, zur Verwertung in Aussicht zu stellen. Ist es Ihnen recht?
Viele herzliche Grüsse
Ihr ganz ergebener
W Ostwald
* Es sind Bemühungen dazu im Gange, die aber noch nicht zum Ziel geführt haben.