Otto Plarre an Ernst Haeckel, Gera, 18. Oktober 1910
Gera, Reuß, den 18. Okt. 1910
Schülerstr. 13
Herrn Hofrat Professor Dr. E. Häckel
Verehrter Herr Professor!
Heute ist mir von einem monistischen Gesinnungsfreund in Greiz die inliegende Mitteilung aus der Greizer Zeitung vom 15. Oktober zugeschickt worden, die offenbar wieder einen heimtückischen Angriff eines Keplerbündlersa gegen Ihre Person darstellt. Im besonderen soll sich danach der Monistenbund in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Keplerbund in voller Überzeugung von Ihnen losgesagt haben und Sie andererseits sollen wieder den Monistenbund als verlogene Gesellschaft hingestellt haben. Ich halte es für meine Pflicht, zumal da ich auch von dem Greizer Herrn dazu aufgefordert worden bin, eine Berichtigung an die Schriftleitung der Greizer Zeitung einzusenden, möchte aber zu dem Zwecke zuvor wissen, welche wirklichen Vorkommnisse wohl zu diesen offenbar gefälschten Angaben den Anlaß gegeben haben. Ich selbst habe darüber nur vage Vermutungen. Ich wende mich daher an Sie mit der bescheidenen Frage, ob Sie mir darüber || keinen Aufschluß oder Fingerzeig geben können.
Über die angebliche Fälschung von Embryonenbildern, die Ihnen immer wieder vorgeworfen wird, bin ich genügend unterrichtet.
Für eine Aufklärung über obige Angaben wäre ich Ihnen sehr zu Danke verbunden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener Schüler
Dr. Otto Plarre.
a eingef.: Keplerbündlers