Cortina d’Ampezzo,
am 29. Juli, 82.
Hochgeehrter Herr Professor!
Verzeihen Sie, dass ich Ihnen nicht schon längst für Ihren Brief gedankt habe. Ich hatte anfangs die Absicht, die Ferien zu einem Besuche der deutschen Universitäten zu benutzen, habe aber in Anbetracht des Umstandes, dass ich in den letzten Jahren Staub genug geschluckt habe, diesen Plan wieder aufgegeben und bin lieber in die Alpen gegangen. Ich habe anfangs das Glocknergebiet besucht, sitze jetzt in den Dolomiten und werde demnächst nach Oberitalien marschiren. Ich habe aber || trotzdem die Hoffnung nicht aufgegeben, Sie zu sehen; vielleicht gelingt es mir, Sie in Oberösterreich bei Deubler oder in Steiermark bei Carneri zu erhaschen. Ich habe vor einigen Tagen auf meiner Wanderung einen Neffen Deublers, der in Wien Gymnasiallehrer ist, getroffen, leider aber über Ihren beabsichtigten Besuch seines Onkels keine Auskunft erhalten.
Ich reise, wie immer, ganz allein. Auffallen ist es, dass man im Hochgebirge fast nur Engländer und Norddeutsche trifft; die Süddeutschen scheinen für anstrengendere Touren, wenigstens der Mehrzahl nach, zu indolent zu sein.
Werden Ihre Ceylon-Bilder vielleicht, || wie die aus Arabien und Aegypten, veröffentlich werden?
Ich verbleibe mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr
treu ergebener
Rabl.