Georg Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 26. Juni 1878
Buchhändler
G. Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltische Str. 12.
Berlin 26 Juni 1878
Lieber Ernst,
Ueber die Radiolarientafeln die Deine Frau Agnes mir gestern mitgebracht hat, habe ich mich recht gefreut, denn soweit ich es beurtheilen kann hat Giltsch seine Sache ausgezeichnet gut gemacht. Nur eine Besorgniß habe ich dabei, ob die mitunter zarten Schattentöne hinreichend viel gute Abdrucke aushalten werden. Es ist daher gut und schlimm, wie man es nimmt daß für die deutsche Ausgabe keine große Zahl von Abdrucken erforderlich ist, da wir in Deutschland leider von Monographiena solche Auflagen wie die Engländer nicht gebrauchen können. 250 Exemplare werden hinreichend sein. Soviel sind von Deinem ersten Radiolarienwerk von den Tafeln gedruckt worden (vom Text 325) und da noch genügend viele Exemplare mit den Tafeln vorhanden sind, || wird auch für das neue Werk diese Zahl von 250 ausreichen.
Aber worum ich Dich dringend im Interesse des Absatzes bitte ist, daß Du es nicht als zweiten Theil des ersten Radiolarienwerks einführst, wenigstens äußerlich nicht wenn auch der innere Zusammenhang jedem Sachkundigen einleuchtend ist. Es wird ja doch aber auch ein selbständiges Werk und kann für sich Liebhaber finden. Niemand kauft aber einen 2ten Theil von dem er den 1ten nicht hat, und es wäre übel, wenn der Absatz allein unter den Besitzern des vor 16 oder bei Erscheinen 18 Jahren erschienenen 1ten Theils zu suchen sein sollte.
Wenn Giltsch das Papier nach dem Muster des zu der Englischen Ausgabe bestimmten besorgen will ist es mir ganz recht. Auch gegen die Veranstaltung einzelner Abdrucke von 2 oder 3 Tafeln der Arabischen Korallen habe ich na-||türlich nichts einzuwenden. Meinen Ernst erwarten wir Sonnabend von seiner Schweizer Reise, von der er leider nicht sehr befriedigt ist zurück. Er hat viel Regentage gehabt. Er will wenn er zurückkommt noch Frau und Kinder nach Heringsdorf bringen und etwa acht Tage dort bleiben. Wenn er von da hierher zurückkehrt wollen wir uns bald auf die Reise machen, vermuthlich wieder nach dem Engadin, wo uns Alten der Aufenthalt im vorigen Jahr sehr gut bekommen ist.
Ich werde gestört und schließe mit herzlichem Gruß
Dein tr. G Reimer
a eingef.: von Monographien