Julius Rodenberg an Ernst Haeckel, Berlin, 31. Juli 1881

DEUTSCHE RUNDSCHAU.

VERLAG UND EXPEDITION: REDACTION:

GEBRÜDER PAETEL. DR. JULIUS RODENBERG.

BERLIN, W., LÜTZOWSTR. 2. BERLIN, W., SCHELLINGSTR. 16

BERLIN, W., DEN 31. Juli 1881.

Hochgeehrter Herr Professor!

Ich kann Ihnen gar nicht genug danken für Ihre gestrige Sendung, welche mich in der That von einer großen Sorge befreit. Der Herausgabe einer Zeitschrift, in welcher naturgemäß verschiedene Meinungen sich geltend machen, geräth oft in die misslichsten Situationen; aber wie sehr würde diese schwierige Aufgabe mir erleichtert werden, wenn ich immer sicher wäre, einer so noblen Auffassung zu begegnen, welche, anstatt mir bösen Willen zu imputiren, sich vielmehr bemüht, mir aus der Verlegenheit zu helfen. Was Sie mir von der anderen Seite mittheilen, hat mich indignirt. Wie kann man so kleinlich sein, sich auf solche Weise zu rächen! Es ist eine Schande für die deutsche Wissenschaft, daß sie solche Opfer von Ihnen annimmt; daß man einen Gelehrten u. Forscher von Ihrem Rang und europäischer Berühmtheit nicht in den Stand setzt, auch äußerlich mit den ihm gebührenden Ehren aufzutretena. Könnte doch die „Deutsche Rundschau“ gut machen, was die Berliner Akademie versäumt hat! Indessen hat dieses Verfahren mit all‘ seinen Nebenumständen die Hochachtung, welche ich vom ersten Augenblick an für Sie gehegt, nur noch vermehrt; u. ich hoffe || zuversichtlich u. von ganzem Herzen, daß die Resultate Ihrer neuen Reise in jeder Beziehung ein Triumph für Sie sein mögen. Sie haben der „Rundschau“ Beweise der Anhänglichkeit und Treue gegeben, welche bei manchem Andern, der ihr näher stehen sollte, sie schmerzlich vermißt habe; erlauben Sie mir Ihnen zu sagen, daß ich mich Ihnen dafür tief verpflichtet halte u. die Gelegenheit herbeiwünsche, diese Gesinnung Ihnen durch die That zu bestätigen.

Einstweilen wird Ihre „Entgegnung“ in unserm Octoberheft erscheinen; ich finde sie so maßvoll, als nur irgend möglich, u. werde Sorge tragen, daß Sie noch vor Ihrer Abreise die Correctur lesen. Für die vierte Aufl. der zwei Vorträge „über die Entstehung u. den Stammbaum des Menschengeschlechts“ sage ich Ihnen noch b meinen ganzc besonderen Dank u. bin mit dem freundlichsten Gruß

Ihr

aufrichtig ergebener

Julius Rodenberg.

a korr. aus: aufzuhalten; b gestr.: ganz; c eingef.: ganz

Brief Metadaten

ID
20242
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution von
Deutsche Rundschau
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
31.07.1881
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
2
Format
14,0 x 22,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20242
Zitiervorlage
Rodenberg, Julius an Haeckel, Ernst; Berlin; 31.07.1881; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_20242