Frankfurt a/M d. 22. Dezember 1891.
Geehrter Herr Professor!
Mit vielem Dank bestätige ich den Empfang Ihrer mir vor längerer Zeit zugeschickten Bücher. Mehre Tage darauf, als ich das XXX Vortrag gelesen hatte und mich über His & Hensen geärgert, traf ich 2 doctores med. Nach den üblichen Fragen: was arbeiten Sie jetzt Schönes etc. erwähnte ich auch Ihre Büste. Der eine Dr (jur.) frug: aus (in) Jena, ich bejahte es, fand mich aber sehr getäuscht gleich nach || seinena ersten Worten zu erkennen, daß er von Ihnen & Darwin noch Nichts gelesen.
Er entgegnete nemlich: „Es gibt aber viele wissenschaftlich gebildete Leute, die diese Ansichten nicht haben, viele Männer der Wissenschaft, die gegen ihn sind.“
Ich fragte darauf also haben Sie seine Werke (Häckels) noch nicht gelesen?, was er bestätigte. Schmisse hatten beide im Gesicht, Bier saufen sie schon vormittags und der Würfel ist der Zeitvertreib. Ich hatte wieder einmal die Verwechslung gemacht zwischen praktischen Leuten, medizinischen und || wissenschaftlichen Forschern.
Ich sagte ihm, daß Neid es vielfach sei, aber zum großen Theil könne esb auch Unverständniß sein, was gegen Sie auftrittc, auch sei jedenfalls d mancher Lump darunter. Allgemeines Oh! Oh!
Dr. Holthof („Finanzherold“ redacteur) hier dem ich Ihre Algerischen Studien oder Reise geliehen habe ist sehr eingenommen davon
Ich kann jetzt direkt nach den Feiertagen Ihre Büste vervielfältigen bessern & mindestens 3 Abgüsse zusenden. Auch die Preise wegen der Marmor & Broncegußausführung kommen dann mit. ||
Ich wünsche Ihnen fröhliche Feiertage & ewige Gesundheit.
Bei Herrn Katz habe ich das schöne Werk von Herrn Hans Meyer (Indien) bewundert & werde es demnächst lesen.
In der Hoffnung, daß Sie mir die Versäumniß nicht übel nehmen grüßt Sie
herzlichst Ihr
Gust. Herold.
a gestr.: den; eingef.: seinen; b eingef.: könne es ; c eingef.: sein, … auftritt; d gestr.: auch