Julius Schaxel an Ernst Haeckel, München, 27. März 1909

München, am 27ten März 1909.

Hochverehrter Herr Geheimrat!

Aus Jena erhalte ich die betrübende Nachricht, daß Ihre gesundheitlichen Verhältnisse seit einiger Zeit zu wünschen übrig lassen. Ich bin darüber viel zu sehr beunruhigt um mit vielleicht übertriebenen Angaben aus zweiter oder dritter Hand zufrieden zu bleiben. Mögen Sie Ihrem || dankbaren Schüler dieses persönliche Interesse nicht verargen!

Ich darf doch wohl annehmen, daß Sie die Anrempelung des Keplerbundes und die angehängten Unannehmlichkeiten nicht zum Gegenstand ernsthafter Sorgen gemacht haben. Wer sich überhaupt ein Urteil erlauben kann, ist darüber doch wohl nur einer Meinung – nämlich || Ihrer eigenen. Im übrigen war natürlich der Zeitungsskandal für viele eine erwünschte Gelegenheit sich wichtig zu machen und für sich selbst Reklame herauszuschlagen (z. B. Keibel in der medizinischen Wochenschrift!). Jetzt wird die Sache im Publikum wohl überhaupt schon wieder vergessen.

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Mit meiner Arbeit (Testazellen der Ascidien) bin ich im großen und ganzen fertig. Ich will || nur noch einige Untersuchungen an lebendem Material vornehmen, wozu im hiesigen Institut die Einrichtungen vorhanden sind. Herrn Prof. R. Hertwig schulde ich überhaupt (namentlich auch für die Überweisung der beträchtlichen Unkosten an das Institut) vielen Dank. Er lud mich ein, solange hier zu bleiben, bis ich in Jena zu arbeiten anfangen könnte.

Sehr angenehm wäre es mir || zu erfahren, wann ich etwa im phyletischen Laboratorium zu arbeiten beginnen kann oder ob ich bei den Einrichtungsarbeiten schon irgendwie nützlich sein kann. Bis Ende April freilich halten mich wohl die genannten Untersuchungen hier noch fest.

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Wenn ich Ihnen die herzlichsten Wünsche für Ihre Gesundheit sende, so spricht aus mir || ja nur der Egoismus auch diesen bedeutungsvollen Examens-Sommer durch Ihre freundliche Güte verschönt zu haben wie den der Welträtsel (1907) und den der phyletischen Vorbereitung (1908) und noch recht viele folgende!

Ihr dankbarer Schüler

Julius Schaxel.

Brief Metadaten

ID
18367
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
27.03.1909
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
4
Format
14,8 x 19 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 18367
Zitiervorlage
Schaxel, Julius an Haeckel, Ernst; München; 27.03.1909; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_18367