11 Strathmore Gardens,
Hillhead,
Glasgow,
11.9.95
Hochverehrter Herr Professor!
Die inliegenden £ 5. 5 sh, oder vielmehr £ 5. 5 M sind das Honorar für Ihren Aufsatz von der Fortnightly Review (1 guinea für die Seite). Leider hat der Herausgeber den Anfang des Aufsatzes eigenmächtig weggelassen, da er schon vorigen Monat 4 Aufsätze über Huxley gebracht hatte und seinem Lesepublikum das Allgemeinere also zur Genüge bekannt war. So sind es nur 5 Seiten geworden.
Hoffentlich ist Ihr Beinschaden nun ganz geheilt, so daß Sie wenigstens die Bewegungsfreiheit wieder haben; wenn || es auch mit der Schweizerreise das Jahr kaum etwas werden dürfte. Aber Jenas Umgebungen sind ja auch schön genug.
Wie ich gestern in der Allgemeinen Zeitung las, hat mein Fachgenosse Kauffmann in Jena einen Ruf nach Kiel erhalten. Voraussichtlich wird er denselben wohl annehmen, und somit wird wohl die germanistische Professur in Jena frei werden. Wenn ich in Deutschland geblieben wäre, so würde so ungefähr jetzt meine Zeit zum Aufrücken gekommen sein; aber da ich nun einmal im Auslande bin, wird man wohl kaum an mich denken. Ich verdanke meinem fünfjährigen Aufenthalte in England mancherlei, was mir die Heimat nicht geboten hätte, aber jetzt käme ich doch nur allzugern in eine Universitätsstellung zurück.
Vielleicht haben Sie in der letzten Nummer der „Zukunft“ meinen Aufsatz über Literaturgeschichte und Weltanschauungsgeschichte gesehen. Das || ist eigentlich etwas so Selbstverständliches und doch dem Germanisten etwas ganz Fremdes. Ich hoffe den Umschwung in der Literaturgeschichtsschreibung aber noch zu erleben und selbst auch dabei tüchtig mit Hand anzulegen.
Mit den herzlichsten Wünschen für Ihre fröhliche Genesung
Ihr
ergebenster
Dr. Alexander Tille.