Schleiden, Matthias Jacob

Matthias Jacob Schleiden an Ernst Haeckel, Wiesbaden, 5. Juli 1878

Wiesbaden d. 5. Juli 1878

Lieber Häckel

Ihr Protistenreich stand schon auf meinem Bestellzettel an meinen Buchhändler als Ihre freundliche Sendung bei mir eintraf. Von Ihrer eignen Hand hat das Werk natürlich doppelten Werth. Ich hielt es für Unrecht die Anzeige des Empfangs auf die lange Bank zu schieben und deshalb müßen Sie heute mit diesen wenigen Zeilen zufrieden sein. Ich habe noch nicht dazu kommen können, Ihre Arbeiten mit Aufmerksamkeit durchzunehmen, denn leider bestimmt über meine Zeit und Fähigkeit zur Arbeit gegenwärtig nicht mein Wille sondern mein Körper und ich muß gehorchen. Die wenige Zeit, über die ich augenblicklich disponiren kann, wird aber ganz von meinem Schwiegersohn in Anspruch genommen, der zu einer Nachbadekur wegen einer Verwundung im französischen Kriege hier anwesend ist.

Bei einem flüchtigen Blick in ihren || Aufsatz: „Zellenseelen und Seelenzellen“ fand ich zu meiner Freude, daß wir beide gleich sehr den Spiritistenschwindel verwerfen und es recht schmerzlich bedauern, daß Männer wie Crookes, Wallace, Zöllner u.s.w. sich durch solche elende Taschenspielerkünste haben fangen laßen.

Doch später ein mehreres. Viel kann ich jetzt auch nicht einmal schreiben ohne zu ermatten. Bleiben Sie mir freundlich gesinnt wie ich Ihnen Freundschaft und Hochachtung bewahren werde.

Ihr

M. J. Schleiden D.

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
05.07.1878
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 17093
ID
17093