Wilhelm Wundt an Ernst Haeckel, Leipzig, 3. November 1889
Leipzig, 3. November 1889.
Hochgeehrter Herr College!
Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für das schöne Geschenk der 8ten Auflage Ihrer „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“, das mir in Ihrem Auftrage durch Ihren Herrn Verleger gestern zugegangen ist. Ich begrüße es mit Freude, daß, nachdem in der langen Pause, die seit dem Erscheinen der früheren Auflagen Ihres Werkes verstrichen a, das gleiche Thema von so vielen, berufenen und unberufenen Federn, behandelt worden ist, Sie selbst, der Berufenste, das Ganze || in einer dem heutigen Stand unseres biologischen Einzelwissens entsprechenden Weise wiederum bearbeitet haben, und ich verspreche mir von der Lektüre des Ganzen ebenso viel Genuß wie Belehrung. Besonders gilt letzteres von dem 2ten Theil Ihres Werkes, da es mir ganz unmöglich gewesen ist den systematischen Arbeiten des letzten Jahrzehnts zu folgen, so daß mir Ihre aus dem Vollen schöpfende Übersicht hier höchst willkommen ist.
Mit dem Wunsche, daß dieser neuen Bearbeitung Ihres Werkes derselbe Erfolg – so weit es auf dem nun zu einem großen Theil durch Ihre eigenen früheren Arbeiten so viel gesicherten Gebiete möglich ist – werden möge, den die älteren Auflagen gehabt, und mit || dem weiteren Wunsche, daß im Lauf der Jahre endlich auch einmal die „Generelle Morphologie“ Ihre Wiederauferstehung feiern möge, verbleibe ich mit den herzlichsten Grüßen
Ihr
aufrichtig ergebener
W. Wundt.
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