Franz Eilhard Schulze an Ernst Haeckel, Graz, 8. Oktober 1882
Graz d. 8. Okt. 1882.
Lieber College!
Hiermit sende ich Ihnen ein Colonien von Cordylophora und ein Präparat, welches einen weiblichen und einen männlichen Zweig enthält. An den älteren Embryonen sind die Elemente etwas gelockert, so daß man den Bau einigermaßen erkennen kann.
Wegen einer Schiefertafel für Sie habe ich mich hier umgesehen. Es giebt hier eine sehr große und dicke (circa 1 Zoll) Tafel von 3 Meter Länge und 2 Meter Breite, von welcher der Quadrat-Meter etwa 12 Gulden kostet. Die ganze Tafel würde also 72 Gulden || kommen und durch den Transport noch erheblich theurer werden.
Nun scheint mir aber eine solche Riesengröße gar nicht einmal wünschenswerth; vielmehr glaube ich, daß wenn hier die Tafel so halbirt würde, daß die Hälfte 2 Meter lang und 1½ Meter breit wäre, grade die richtige Größe herauskäme. Nachdem ich in diesem Sinne mit dem Besitzer verhandelte, erklärte er sich bereit zu einer Theilung der großen Tafel. Das Stück muß 2 Meter in einer Dimension behalten, und Sie können nun selbst bestimmen, wie groß die andere Dimension sein soll. Ich möchte Ihnen zu 1½ oder höchstens 2 Meter rathen.
Da auch so der Quadratmeter 12 Gulden gerechnet wird, so käme die Tafel im ersteren Falle (2 M. und 1½ M. || Seitenlänge = 3 Quadratmeter Fläche) auf loco 36 Gulden, und mit den Transportkosten etwa auf 45 Gulden oder 77 Mk. – im zweiten (bei 2 M. Länge und Breite = 4 Qu. M.) 48 Gulden und mit Transportkosten circa. 58 fl = 99 mk. In Jena bräuchten Sie die Tafel nur noch einmal leicht abschleifen zu lassen, (da sie schon ziemlicha eben geschliffen ist), daraufb ein Wenig mit Lauge abwaschen und dann einrahmen zu lassen. Es sollte mich freuen, wenn ich dazu beitragen könnte, Ihnen in Ihrem neuen Institut eine solche Annehmlichkeit, wie es eine gute Schiefertafel ist, zu verschaffen. Die Tage in Eisenach sind mir in sehr angenehmer Erinnerung, wozu nicht wenig Ihre Gegenwart beitrug.
Mit freundlichem Gruße
Ihr
ergebenster College
Franz Eilhard Schulze.
a eingef.: ziemlich; b eingef.: darauf