Johannes Walther an Ernst Haeckel, Halle, 16. Februar 1917

PROF. JOHANNES WALTHER.

HALLE A. S., DEN 16.II.1917

FASANENSTRASSE 4 FERNSPRECHER 3316.

Liebe verehrte Excellenz!

Empfangen Sie von mir u. den Meinen unsere herzlichen Glückwünsche zu Ihrem Wiegenfest. Dankbar gedenke ich der Zeit, da ich zu Ihren Füßen in biologische Probleme eingeführt wurde, freudig erinnern wir || Beide uns der Jahre schöner gemeinsamer Erlebnisse auf den Bergen von Jena.

Wir sind vielbeschäftigt, aber Alle gesund. Die Kinder haben Kohlenferien u. genießen die schöne Eisbahn, meine arme Frau mußte ohne Köchin 2 Wochen wirtschaften u. ich habe wegen Kohlennot im Institut meine Vorlesung in intensivem || Tempo lesen müssen, da ich nächste Woche den Hörsaal nicht mehr heizen kann. In der Sammlung und im Unterrichtsapparat habe ich den Winter viel fertig gemacht wozu im normalen Semester keine Zeit blieb; auch literarisch viel begonnen, das nun in diesem Jahr fertig werden soll. Es ist mir immer wieder eine schöne Erinnerung, daß ich Sie bei meinem Vortrag so jugendfrisch sehen konnte.

Von der schweren Explosion in Duisbergs || Munitionslager, wobei 1000 Fensterscheiben in Köln u. Düsseldorf zersprangen, hat man glücklicherweise nichts gelesen. Duisbergs sind unverletzt geblieben, aber 8 Todte und viele Verletzte haben geblutet. Über die Zahl u. Größe unserer U Boote habe ich so interessante, wunderbare Dinge erfahren, daß ich des Erfolges sicher bin. Im vorigen Jahr wäre es sehr zweifelhaft gewesen.

Mit herzlichen Grüßen von ganzem Herzen

Ihr

getreuer

J Walther

Brief Metadaten

ID
15821
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
16.02.1917
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,6 x 18,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 15821
Zitiervorlage
Walther, Johannes an Haeckel, Ernst; Halle; 16.02.1917; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_15821