Johannes Walther an Ernst Haeckel, Halle, 13. Mai 1916

KÖNIGLICHES INSTITUT

FÜR GEOLOGIE UND MINERALOGIE

AN DER UNIVERSITÄT HALLE

HALLE A. S., DOMSTRASSE 5.

13 V 1916

FERNRUF 3271

Liebe, verehrte

Excellenz!

Mit ganz besonderer Freude habe ich aus Ihrer neusten Schrift ersehen, wie arbeitsfrisch Sie wieder sind, und wie Sie immer wieder neue Seiten den alten Schöpfungsproblemen abzugewinnen verstehen. ||

Oft fällt mir auf, wie weit doch die von Ihnen geschaffenen Grundbegriffe und Kategorien des biologischen Denkens in das Unterbewußtsein der Gebildeten übergangen sind und wie sehr sich Ihre Lebensarbeit gelohnt hat.

Daß man nicht überall und immer die Namen der Begründer einer neuen Lehre nennt – || ist eine Erfahrung, die auch ich schon oft mache, und die ebenso schmerzlich wie erfreulich ist, denn im Grunde ist es doch das Ziel jeder Arbeit die wissenschaftliche Tat unabhängig von ihrem Entdecker zum Allgemeingut der Menschen zu machen.

Ich bin jetzt als Dekan doppelt angestrengt tätig, und mußte dieses Semester viele wissenschaftliche Pläne zurückstellen. Aber im Herbst hoffe ich wieder ganz meinen || Aufgaben leben zu können.

Ich lasse jetzt einen Doktoranden über das alte Chirotherium arbeiten, und dabei kommen die überraschendsten Resultate heraus, von denen Sie noch hören sollen.

Die Meinen sind gesund. Wir waren Ostern in Nürnberg – Rotenburg, wo Hellmut eine große Zahl von Skizzen gemacht hat.

Mit den herzlichsten Grüßen

Ihr

treu ergebener

J Walther

Brief Metadaten

ID
15820
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
13.05.1916
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,6 x 22,6 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 15820
Zitiervorlage
Walther, Johannes an Haeckel, Ernst; Halle; 13.05.1916; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_15820