KÖNIGLICHES INSTITUT
FÜR GEOLOGIE UND MINERALOGIE
AN DER UNIVERSITÄT HALLE
HALLE A. S., DOMSTRASSE 5.
13 V 1916
FERNRUF 3271
Liebe, verehrte
Excellenz!
Mit ganz besonderer Freude habe ich aus Ihrer neusten Schrift ersehen, wie arbeitsfrisch Sie wieder sind, und wie Sie immer wieder neue Seiten den alten Schöpfungsproblemen abzugewinnen verstehen. ||
Oft fällt mir auf, wie weit doch die von Ihnen geschaffenen Grundbegriffe und Kategorien des biologischen Denkens in das Unterbewußtsein der Gebildeten übergangen sind und wie sehr sich Ihre Lebensarbeit gelohnt hat.
Daß man nicht überall und immer die Namen der Begründer einer neuen Lehre nennt – || ist eine Erfahrung, die auch ich schon oft mache, und die ebenso schmerzlich wie erfreulich ist, denn im Grunde ist es doch das Ziel jeder Arbeit die wissenschaftliche Tat unabhängig von ihrem Entdecker zum Allgemeingut der Menschen zu machen.
Ich bin jetzt als Dekan doppelt angestrengt tätig, und mußte dieses Semester viele wissenschaftliche Pläne zurückstellen. Aber im Herbst hoffe ich wieder ganz meinen || Aufgaben leben zu können.
Ich lasse jetzt einen Doktoranden über das alte Chirotherium arbeiten, und dabei kommen die überraschendsten Resultate heraus, von denen Sie noch hören sollen.
Die Meinen sind gesund. Wir waren Ostern in Nürnberg – Rotenburg, wo Hellmut eine große Zahl von Skizzen gemacht hat.
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr
treu ergebener
J Walther