GEOLOGISCHES UND MINERALOGISCHES INSTITUT
AN DER UNIVERSITÄT HALLE
HALLE A. S., 15 II 1912
DOMSTR. 5, FERNRUF 3271.
Hochverehrte liebe Excellenz!
Zu Ihrem Geburtstag möchte ich nicht fehlen, Ihnen zugleich mit meiner Frau die herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Mit schmerzlichem Bedauern hören wir, daß Ihr Fall doch bleibende Störungen hinterlassen hat und Sie noch darunter leiden müssen. ||
Da ich vor vieler Arbeit nicht dazu kam, einmal selbst nach Ihnen zu sehen, hatte ich meine Frau veranlaßt, einmal im Herbst nach Ihnen zu fragen – leider kam sie zu einer ungünstigen Zeit und konnte nicht vorgelassen werden. Wir hoffen es aber ein andermal nachzuholen.
Von uns kann ich Erfreuliches melden. Meine akademische Thätigkeit befriedigt mich dauernd, und meine literarische nicht minder. Nach Heimkehr von meiner zwar || anstrengenden aber sehr ergebnißreichen Wüstenreise habe ich den Sommer und Herbst benutzt um die neue Auflage des Wüstenbuches zu bearbeiten; jetzt warte ich auf die Revisionen der Bogen und hoffe, daß das Buch im April erscheint.
Auch meine Geologie Deutschlands ist rasch vergriffen (3000 Exemplare in 1 Jahr) und wartet der Neuausgabe, die ich jetzt vorbereite. Dann muß Auflage IV von der Kleinen Geologischen Heimatkunde von Thüringen neu heraus, so daß ich wieder einmal alle Hände voll Arbeit habe. ||
Hellmut ist Quartaner und wächst zu einem großen Kerl mit guten Anlagen heran und unsere 3 3/4 jährige Sigrun ist unsere ganze Freude. An kleinen Störungen fehlts ja nicht, aber im Ganzen überwiegt doch die erfreuliche Seite in unserem Dasein. Von Stahl wurden wir in Oberhof einmal wieder mit allem bekannt, was uns im alten lieben Jena interessirt.
Mit herzlichen Grüßen auch von meiner Frau
Ihr getreuer Schüler
J Walther