GEOLOGISCHES U. MINERALOGISCHES INSTITUT
AN DER UNIVERSITÄT HALLE
HALLE A. S., 1. April 1909
DOMSTRASSE 5.
Liebe, hochverehrte Excellenz!
Ich habe Ihnen noch nicht für die Zusendung Ihrer beiden inhaltsreichen Abhandlungen gedankt, die ich in dem Trubel des Semesterschlusses nicht gleich lesen konnte, dann aber mit umso größeren Interesse zur Hand nahm. Haben Sie vielen herzlichen Dank.
Demnächst sende ich Ihnen eine kleine Alpenkamm-Studie. ||
Das Semester hat mir viel Arbeit u. zuletzt bei der Verhandlung von Vorschlägen für Grenachers Nachfolger viel Ärger gebracht. Der alte Herr der so lange Jahre sich kaum mehr um die Wissenschaft gekümmert hatte, wollte zum Schluß noch den Schlaf des Zoologischen Institutes verewigen. Nachdem Korschelt abgelehnt hat (er soll in Marburg 13,000 M Kolleggeld haben!) bin ich gespannt, wen wir nun bekommen.
Daß Sie Ziegler nicht los geworden sind, bedaure ich recht herzlich; ich hätte ja auch ihm eine a Berufung gegönnt, || aber man scheint ihn doch nicht ausser den Grenzen von Jena nach manchen Seiten zu kennen.
Ich fange jetzt noch einmal mit Umbauen im Institut an, bekomme eine Front von 20 m Länge hinzu, und im Herbst auch Zentralheizung. Dann bin ich für meine Lebenszeit hier befriedigend installirt.
Daß Sie noch in Jena weilen, während wir Sie an der Riviera vermutheten, hörte ich von Bölsche.
Ich will nächste Woche mit meiner Frau etwas nach Baden Baden. Wie wäre es, wenn Sie sich auch einmal wieder im Französischen Hof einmietheten; Frau Dr. Buchholz kommt mit uns! ||
Hellmut arbeitet fleißig auf das Aufnahmeexamen für die Sexta; unsere liebe kleine Sigrun entwickelt sich reizend, macht uns nur gerade in diesen Tagen durch eine Drüsenentzündung etwas Sorge.
Hoffentlich gehts bei Ihnen leidlich, und Sie können sich Ihres Otium cum dignitati erfreuen.
Mit herzlichen, verehrungsvollen Grüßen, auch von meiner Frau
Ihr
treu ergebener
JWalther
a gestr.: g