Halle. 15.II 8
Liebe hochverehrte Excellenz!
Zu Ihrem morgenden Geburtstag sende ich Ihnen mit Frau u. Sohn unsere allerherzlichsten Glückwünsche.
Vor Allem wünsche ich, daß nun Ihr Lieblingswerk das Phyletische Museum rasch und schön emporwächst, und Ihnen ebenso viel Freude, wie nachkommenden Geschlechtern Belehrung u. Förderung bringt. ||
Ich hatte gehofft, Ihnen meine Erdgeschichte heute mitsenden zu können – aber durch allerlei widrige Umstände ist die Fertigstellung der ersten Exemplare noch verzögert, so daß mein Geschenk erst im März nachfolgen kann.
Unser Landhaus steht im Rohbau und die Inneneinrichtung macht uns viel Mühe, aber auch viel Freude. Nachdem wir 2 ½ Wochen Winterfrische in Oberhof gehalten, werden wir in den Osterferien hier bleiben, um den Bau weiter zu leiten, damit keine Fehler gemacht werden. ||
Da meine größeren Baupläne im Institut wegen der großen Geldklemme noch einmal zurückgeschoben sind, baue ich die vorhandenen Räume mehr aus, und hoffe im Sommer Semester mit meinen Umgestaltungsplänen einen guten Fortschritt zu machen. Ich bekomme 1 Zeichensaal, 5 Doktoranden- und Repetentenzimmer und gewinne einen schönen Raum für meine Kartenschätze neben der Bibliothek.
Auch im Hörsaal läßt mir der Kurator viele wesentliche Verbesserungen anbringen, Elektrisches Licht u. s. w.
Wir leben uns, besonders seitdem unter Haus unter schattigen Platanen zwischen dem Zoologischen Garten u. dem Galgenberg emporwächst, hier immer besser ein. ||
Mein Publikum, das ich in Jena vor 60-80 Leuten las, hat hier 300 versammelt und die Palaeontologie diesen Winter ist wenigstens von 10 besucht. Das wird hoffentlich nun mit jedem Semester besser werden.
Am meisten vermisse ich die biologische Anregung die mir Jena geboten hat, und den Referirabend – aber hier wird man wohl so etwas nicht wieder bekommen.
Mit herzlichen Empfehlungen an Ihre Frau Gemahlin
bleibe ich
Ihr
treu ergebener
Johannes Walther