GRAND HOTEL SAVOIA
ET DEPENDANCE PENSION ROSA BIANCA
RAPALLO (GENOVA)
RAPALLO, LE 24 März 1904
Lieber Herr Professor!
Ihre freundliche Karte, für diea wir herzlich danken, hat einen heftigen Streit entschieden, denn während ich in Jena gehört hatte, daß Sie in R. seien, behauptete Frau Credner mit eben solcher Bestimmtheit, daß Sie in || Alassjo seien. Wir freuen uns sehr, daß es Ihnen dort so gut geht u. wünschen Ihnen u. Ihrer verehrten Gattin, daß Sie eine recht stärkende Erholungszeit dort genießen können.
	Auch von uns kann ich Gutes berichten. Nach einigen schlaflosen Nächten, (besonders durch das Glockengebimmel zu San Giuseppe) haben wir seit mehreren Tagen trefflich geschlafen u. meiner Frau thut die schöne kräftige Seeluft ausgezeichnet. Gestern hatten wir ein Gewitter mit Schloßer, das uns überraschte in einem kleinen Thälchen von S. Anna hinauf nach den Bergen, in einem Bauernhaus abgewartet, dann mit Schmidts bei Prof. Weddige einen wärmenden afternoon tea || genoßen, und Abends mit Schmidts und Frau Credner im Münchener Kindl. den Tag würdig beschlossen. Auerbachs wohnen seit gestern in der Pension Anglaise. Rosenthals sind im Metropole in St. Margherita. Wir gedenken bis Sonntag hier zu bleiben; morgen will ich auf den Mt. Rosa und dann noch einige andere Wanderungen machen. Dann gehen wir auf 2 Nächte nach Viareggio, sodann über Parma (Corregio), Bologna nach Venedig, und wollen nach dem Fest über München u. Eichstädt langsam nach Hause. 
	Nun habe ich noch ein Anliegen. Meine diesjährige Haeckel-Rede || behandelt die Entstehung der Tiefsee. Ich möchte nun gern mit ein paar Worten die Anpassungen der Tiefseethiere erläutern u. würde gern 2 mittelgroße Tafeln haben, eine Tiefseefische, eine zweite Krebse nach Chun (Valdivia). Ziegler, denb ich danach fragte, sagte nur daß solche Tafeln auch für andere Collegia sehr erwünscht wären. Ich möchte Sie nun fragen, ob Sie mir erlauben wollten, 2 solcher buntenc Tafeln (vielleicht im Format der Leuckart’schen Bilder) für die Vorlesung bei Giltsch zu bestellen? Ich passe mich Ihren Wünschen gern an, möchte aber gern gleich anfangs Mai sprechen u. die Tafeln bald in Auftrag geben, wenn Sie damit einverstanden sind. 
	Meine Frau läßt Ihre Grüße herzlich erwidern, Schmidts werden wir dann sprechen.
	Mit den freundlichsten Empfehlungen an Ihre verehrte Frau Gemahlin
Ihr treu ergebener
J. Walther
a irrtüml.: durch; b korr. aus: dem; c eingef.: bunten
 
		