Johannes Walther an Ernst Haeckel, Weimar, 6. März 1899

Weimar 6 III 99

Lieber Herr Professor!

Als ich Ihre Kunstformen nun fertig vor mir liegen sah, fiel mir das Wort von Zola ein, daß „ein wahres Kunstwerk sein müsse: ein Stück Natur, gesehen durch ein Temperament“.

Aus der unermeßlichen Fülle organischer Formen, den reichen Variationen causal bedingter Anpassungen, haben Sie durch ihr temperamentvolles Künstlerauge diejenigen ausgewählt, die Ihnen wohl nicht nur organisch zweckmäßig, sondern auch typisch u. vollendet erschienen, – und ich kann nur bewundern, wie herrlich || Ihnen das gelungen ist.

Ich wünsche Ihnen, daß Sie schon in wenigen Jahren erleben, welchen befruchtenden Einfluß die Blätter auf die dekorative Kunst ausüben, und möchte Ihnen einen Cellini oder Raffael wünschen, der mit genialem Stift die Kunstformen der Natur zu Naturformen der Kunst umgestaltet.

Mit den herzlichsten Grüßen

Ihr

treuergebener

Johannes Walther

Bitte empfehlen Sie mich Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin.

Brief Metadaten

ID
15766
Gattung
Brief [o.A.]
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
06.03.1899
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
14,2 x 22,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 15766
Zitiervorlage
Walther, Johannes an Haeckel, Ernst; Weimar; 06.03.1899; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_15766