Weida d. 20 IX 95
Lieber Herr Professor!
Heute früh erhielt ich Ihre so liebenswürdige u. werthvolle Sendung, und habe mich sofort an das Studium Ihres Werkes gemacht. Obwohl ich bisher nur einzelne Abschnitte des zweiten Theiles, wie Zähne, Pythonomorphen, herausgegriffen habe, so erhalte ich doch sofort den Eindruck, daß Sie sich bei diesem Band über Mangel an günstiger Aufnahme || nicht werden zu beklagen haben. Ich bin geradezu entzückt von der meisterhaften Anordnung des Stoffes, der klaren concisen Diktion und der Fülle des verarbeiteten Materials. Das, was wir mehrfach an Zittel letztem Band vermißt haben, das haben Sie in so glänzender Weise ausgeführt, daß ich überzeugt bin: Dieses Werk wird einen durchschlagenden Erfolg davontragen. Denn es enthält Alles, was man bei Zittel nicht findet, || und trotz der Fülle der Einzelheiten liest es sich, wie ein Roman.
Ich persönlich bin wirklich glücklich, daß dieser Band erschienen ist, denn es wird mir ein Vademecum für mein Wintercolleg sein, und noch oft hoffe ich Ihnen sagen zu können, wie bedeutungsvoll der Einfluss Ihres Werkes auf die Auffassung der Geologen- u. Paläontologen sein wird.
Hoffentlich ist der Abschluß dieses Bands nun auch ein Abschluß Ihrer Lebenszeit, und herzlich || will ich mich freuen, wenn das schöne trockene Wetter noch anhält. Damit Sie Ärmster nun auch noch etwas von Ihren Ferien haben.
Ich sitze eifrig bei der Arbeit, theils für mein populäres Wintercolleg, theils für meine weiteren Erd-Geschichts-Studien.
Bitte empfehlen Sie mich noch Ihrer hochgeehrten Frau Gemahlin.
Meine Eltern lassen sich Ihnen freundlichst empfehlen.
Haben Sie nochmals herzlichsten Dank für Ihr schönes Geschenk u. bewahren Sie Ihr Wohlwollen
Ihrem treuergebenen Schüler
Johannes Walther.