Mein lieber Herr Doktor!
Leider erlaubte es mir meine Zeit nicht mehr, mich in Berlin bei meiner Rückkehr aus Preußen aufzuhalten, ich hätte gerne unsere in Königsberg gemachte Bekanntschaft erneuert, heute möchte ich Sie an Ihr Versprechen erinnern, mich mit einigem Material für meine Zeitschrift zu versehen, wenn es Ihre Zeit erlaubt. Max Schultze’s Arbeit über Halyonema ist ja seit kurzem erschienen, wenn man diese gelesen hat, so wird es einem doppelt klar, wie arg sich Ehrenberg bei Auffassung der riesigen Kieselnadeln dieses Schwammes vergangen hat. Eine zweite Abfertigung des untrüglichen Forschers Ehrenberg’s von Seiten Schultze’s wegen den Monothalamien kann auch nicht schaden, obwohl der große sich nie täuschende Naturforscher auch sich daraus sich nichts machen wird.
Also August Müller wird Rathke’s Nachfolger, August Müller in Ehren, aber man wundert sich doch, daß derselbe der Ersatz für Rathke geworden; ich denke mir, Prof. Reichert hat ihn nach Königsberg fort empfohlen. Die Zoologie wird nun wohl Zaddach erhalten.
In der Anlage finden Sie einen Brief, den ich an Dr. von Dubowsky geschrieben, dessen Aufenthalt ich nicht weiß, ich bitte Sie nun, diesen Brief an seine Adresse gelangen zu lassen, da Sie gewiß leichter, wie ich hier, den Aufenthalt dieses jungen Carcinologen ausfindig machen werden. Der Inhalt des Briefes betrifft die Fossa Sieboldiana im Thiergarten, welcher Dubrowsky in seinem Aufsatze über Branchipus (Wiegmanns Archiv 1860. p. 195) Erwähnung gethan.
Noch einmal Ihnen meine Freude ausdrückend, Sie persönlich kennen gelernt zu haben, verbleibe ich
in freundlicher Ergebenheit
der Ihrige
v. Siebold.
Kann ich durch Ihre Güte nicht Dubowsky’s Commentatio de parthenogenesi erhalten?