Semon, Richard Wolfgang

Richard Semon an Ernst Haeckel, Berlin West, 2. Mai 1893

2. Mai 93

Berlin W.

Lützowstr. 68

Sehr geehrter Herr Professor.

Gestern bin ich endlich glücklich von meiner fast zweijährigen Reise in die Heimat zurückgekehrt, Sie können sich wohl vorstellen zu wie grosser Freude meiner Mutter und meiner selbst. Soeben erhalte ich heute morgen Ihren so überaus gütigen und liebenswürdigen Willkommensbrief. Seien Sie nochmal herzlichst gedankt für das nie erlahmte tatkräftige Interesse, mit dem Sie mein Unternehmen von Anfang bis zu Endea verfolgt und gefördert haben, und das eines der wesentlichsten Factoren zu seinem Gelingen gewesen ist. Ihre freundschaftliche Nachsicht für mich lässt Sie mein eigenes Verdienst wohl || viel zu hoch anschlagen.

Andere hatten sicherlich viel mehr aus der unvergleichlichen Gelegenheit gemacht. Allerdings habe ich mein bestes getan, doch ist das leider nicht viel. Die eigentliche Arbeit beginnt nun erst in Jena.

Meine Mutter dankt Ihnen von ganzem Herzen für Ihre freundliche Teilnahme. Nach dieser langen Abwesenheit muss ich ihr nun schon eine Woche in Berlin widmen. Am 8. Mai gedenke ich in Jena einzutreffen und harre mit Ungeduld des Wiedersehens mit Ihnen und den anderen Freunden. Bitte empfehlen Sie mich Ihrer werten Familie. Ich habe mit Bedauern gehört, dass Ihrer Frau Gemahlin und Ihnen der zweite Teil Ihrer Italienreise durch Krankheit gestört worden ist.

Mit vielen herzlichen Grüssen auf baldiges frohes Wiedersehen

Ihr treu ergebener dankbarer Schüler

R. Semon||

Reise durch Indien: Benares, Agra, Delhi, Jeypore, Bombay unbeschreiblich schön aber unglaublich heiss. Näherer Bericht mündlich.

a eingef.: von … Ende

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
02.05.1893
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 14969
ID
14969