Triest d. 6. Jänn. 1873
Hochgeehrtester Herr Professor!
Für das mir sehr willkommene und werthvolle Andenken und für das unserem Museum gütigst gespendete Geschenk meinen innigsten Dank. – Ich freue mich sehr auf unser Wiedersehen in Wien und sehne mich darnach um so mehr, als ich dabei Gelegenheit haben werde, bei der schwierigen Erhebung des Aquariums, als Schaubude der geringsten Sorte, zu einer anziehend instruktiven Anstalt, mir Ihren schwerwiegenden Rath erbeten zu können. –
Ich habe die mir gütigst eingesendete Schrift mit aller Aufmerksamkeit durchgelesen und nur Eines hätte ich große Lust zu widerlegen, sobald ich nur etwas freie Zeit haben werde. – Herr Professor sagen dort … „wo ich bei Triest nur wenige Kalkschwämme antraf, hingegen an der spongiareichen Küste Dalmatiens …“. – Ich mußte dadurch offenbar, als buono Triestino, || mich gekränkt fühlen und da ich annehmen muß, daß bei Triest sich noch viele Dinge und besonders Schwämme finden, welche von Niemandem entdeckt wurden, so werde ich bei der nächsten Gelegenheit versuchen, mit allen den kleinen, an den Steinen sitzenden Schwammüberzügen eine Umwälzung in Ihrer Meinung von der Bella Trieste hervorzurufen. –
Vorläufig vertröste ich mich mit der Hoffnung, daß Prof. O. Schmidt, welcher in einem, in der Neuen Freien Presse publicirten Artikel die Fauna von Triest als die reichste erklärte, Ihre Angaben als „köstliche Ironie“ bezeichnen und Sie sich dafür über ihn, in der gewohnten köstlichen Weise lustig machen werden.
Ich verbleibe mit ganz besonderer Hochachtung hochgeehrtestem Herrn Professor
ergebenster
Dr Syrski
