Zacharias, Otto

Otto Zacharias an Ernst Haeckel, Dessau, 22. November 1876

Discretionssache.

Dessau d. 22. Nov. 1876

Geehrtester Herr Prof:

Ihre werthen Zeilen vom 23. October sind in meinen Händen. Ich danke Ihnen für Ihre Winke bezüglich der neuen Aufl. des Brehmschen Thierlebens. Zunächst beschäftigt mich jedoch eine andere Angelegenheit, über die ich Ihnen nachstehend berichten will.

Es handelt sich wiederum um die darwinistische Monatsschrift. Ich habe mit dem Chef der bekannten Güntherschen Verlagshandlung abgeschlossen u. soll nun bis 1. Januar ein Heft fertigstellen. Sie werden erstaunt sein, daß es nun so schnell gekommen ist; aber unverhofft kommt oft. Ich hatte den ganzen Gedanken beinahe aufgegeben; da schreibt mir auf einmal, ganz von selbst, der Inhaber obiger Firma (Carl Alberts) u. sagt mir, daß er schon Jahre lang eine solche Zeitschrift wie ich sie in petto habe, projectire. Hellwald hatte ihm in Wiesbaden meine Ideen mitgeteilt u. darauf || hin erhielt ich Nachricht. Die Monatsschrift wird mit sehr bedeutenden Mitteln begründet u. rechnet, weil sie gute Honorare zahlt, auch auf Mitarbeiter von Ruf.

Ich muß nun abermals die Bitte an Sie richten: sich in irgend einer Weise an dem Unternehmen zu betheiligen, sonst kommt die Zeitschrift noch in letzter Stunde nicht zu stande. Wenn Ihr Name fehlt, so ist das Unternehmen von vornherein todt: denn alle Welt wird fragen: warum der Hauptvertreter des Monismus indifferent bleibt. Wenn Sie auch, Herr Professor, mir immer schon sagten, daß Sie sich nicht engagiren wollen, so dürfte doch dieser Fall eine Ausnahme machen. Liefern Sie mir irgend etwas für das erste Heft; am besten wäre es vielleicht: wenn Sie einen Wunsch für das Gedeihen der Sache niederschrieben u. auf diese Weise Ihre Theilnahme bezeugten. Darwin thut das indirect auch, indem er mich autorisirt hat, schon in Prospect (das nächste Woche erscheint) zu sagen: daß er das höchste Interesse an dem Unter||nehmen hat. Sie verstehen ja so schwungvoll zu schreiben u. werden es gewiß im Interesse der Sache thun.

Haben Sie keine Bedenken wegen Ihres berühmten Namens; Sie werden sich in durchaus guter Gesellschaft befinden: indem Oscar Schmidt, Hellwald, Gustav Jäger, Rauber etc. schon zugesagt haben u. Beiträge senden werden. Es muß nun zu einem Resultate kommen. Bitten Sie doch die Hertwigs noch einmal, geehrter Herr Professor, es muß Stoff geschafft werden. Der Titel der Hefte wird sein: Zeitschrift für Monismus u. Darwinismus.

Ich würde mich unendlich blamiren, wenn ich kein Manuscript zusammenbekäme. Ich selbst kann doch nicht Alles schreiben. Darwins Sohn wirkt auch mit.

Ich bitte Sie um schleunigste Antwort, geehrter Herr Prof., damit ich weiß, welche Art von Bei-||trag fürs erste Heft ich von Ihnen zu erwarten habe. Mein obiger Vorschlag ist glaube ich ganz gut.

Im Februar soll eine Festheftnummer zu Ehren Darwins erscheinen, da heißt es immer wieder Stoff schaffen.

Mein Mitredacteur für den philosophischen Theil der Zeitschrift ist Prof. Caspari in Heidelberg.

Sie haben es jetzt mit in der Hand, Herr Prof., ein Organ lebensfähig zu machen, das der Sache des Monismus sehr wichtig werden kann. Meine Ausdauer kennen Sie.

Das Unternehmen ist solid; alle Leistungen werden anständig honorirt.

Ich bitte um schleunigste Antwort. So eben schreibe ich an Müller-Lippstadt.

Besten Gruß

Ihr Zacharias

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.11.1876
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 12067
ID
12067